Der Rückwärtstag

Schnee von gestern: 25.12.2010
Schnee von gestern: 25.12.2010

31. Januar 2015. Ein Zwölftel des neuen Jahres ist herum. Grund genug, heute den internationalen Rückwärtstag zu feiern. Wie weit können wir überhaupt zurückblicken, ohne den Überblick zu verlieren? Erinnert sich jemand an die Schlagzeile aus dem Handelsblatt vom 22.12.2014: „Ronaldo und das seltsame Ding in der Hose.“ Lang, lang ist’s her. Der Januar ist überbordet mit schlechten Nachrichten. Zum Glück neigt unser Gehirn dazu, die positiven Meldungen in den Vordergrund zu stellen. „Bayern München kann noch verlieren“, ist so eine. „Frau Holle hat das Kissenausschütteln nicht verlernt“, ist eine andere. Kann sich jemand an einen noblen Herrn mit dem Kürzel KT erinnern? Der hat nach eigenen Angaben ein „gut bestelltes Haus“ hinterlassen, was unsere UvL nicht daran hindert, ein Attraktivitätssteigerungsgesetz auf den Weg zu bringen. Wow! Von Ursula lernen, heißt siegen lernen. Davon können wir Schachspieler nur träumen.

Kein Traum ist das zarte Weiß, in das sich gerade unser 900 Jahre altes Linden hüllt. „Wie heißt der größte Berg Lindens?“, ist ein uralter Witz, über den heute nur Ü60-Jährige lachen können. Die Antwort lautet: „der Ahrberg“. Aus Ahrberg ist Gramann geworden, aber den Lindener Berg gibt es wie eh und je. Und weil der so hoch ist, liegt dort besonders viel Schnee. Der Biergarten Lindener Turm ist gerüstet. Tische und Bänke müssen allerdings noch geräumt werden. Vielleicht sollten wir dort morgen unseren Mannschaftskampf gegen Salzgitter austragen. Eine Zitterpartie bekommt dadurch eine ganz neue Bedeutung! Anschließend gibt’s Griechischen Wein. Bei Zimmertemperatur, versteht sich.

Gurken aus der Oberliga

Am Sonntag war Turm Lüneburg zu Gast beim HSK Lister Turm. Ich durfe als Schiedsrichter erleben wie auch in der Oberliga kräftig gegurkt wird. Die Partien findet Ihr dann als Kommentar, ich will hier nur die Stellungen zeigen.

Es fing an mit Harald Behrens, der schon schlechter stehend, folgendermaßen patzte:

behrens

15. .. Sxc5? 16. Sxc5 Lxc5 17. Sxe6 1-0

Auch Jürgen Juhnke (mit Weiß) fand sich schnell in einer Verluststellung wieder:

junhnke

Wie er die Partie noch gewann (!) könnt ihr im  Kommentar nachspielen.

Weiter ging es an Brett 3 wo Felix Hampel seinen Gegner nach dessen Fehler schön zerlegte:

hampel

16. Dxd2? Sxg2! 17. Le2 Lxf3 18. Lxf3 Sh4 19. De2 Dh3 20. Lh1
Sxd4 21. Sxd4 Txd4 22. f4 Txe3 0-1

Moritz Gentemann an Brett 2 hat gleich an zwei Stellen was verschenkt:

gente1

Es folgte 23. d6? (23. Lb6!) und in Zeitnot verspielte er noch das Remis:

gente2

37. Qd7 ?? (37. h4=) gxh3 0-1

In der Schlussphase des Kampfes (Lukas Hoffmann hatte gegen Bindrich verloren, Brett 8 remisiert) gewann dann der HSK den Kampf noch völlig überraschend:

Anthony Petkidis (mit Weiss) profitiert vom Blackout seines Gegners in Remisstellung:

petkidis

65… Kh8 ?? (65… Kg8 =) 66. Kg6 Kg8 67. h7+ Kh8 68. Ne4 1-0

Klaus Cordes (mit Schwarz) verwaltete lange eine Verluststellung, bis sein Gegner total einbrach und folgende Stellung später noch verlor:

cordes

Kein guter Tag für Mannschaftsführer! – dennoch 4-4 gegen Hameln

„Grand ohne Drei“ – wird bei uns ja langsam zur Gewohnheit. Immerhin konnten damit wir uns gut auf Hameln vorbereiten. Das führte an meinem Brett zu einer laaaaaaangen Theorievariante in einem Nebenabspiel. Allerdings entstand eine Stellung, die Weiß – wenn er denn mag – mit großem Raumvorteil flexibel und lange spielen kann. So nahm mein Schicksal dann seinen Lauf, beschleunigt durch meinem Rechenfehler bei Öffnung der Stellung. Das soll keineswegs die fehlerfreie Leistung meines Gegners Kai schmälern, der in guter Form ist.

Zum Glück erwischte es auch den anderen Mannschaftsführer. Auch hier laaaaange Theorie, dann eine von Dennie aufgestellte Falle – die kurzfristig per Springergabel zwei glatte Figuren kostete.

Kurioser Ausgleich also. Dann kamen noch drei (sämtlich unabgefragte :-() Punkteteilungen dazu – im Teamkampf nicht unbedingt 1.Wahl – aber noch im Matchplan. Einem weiteren (unabgefragtem natürlich…) Remis von Martin folgte direkt der Sieg von Andreas in komplexer Stellung.

4-3 Zwischenstand für uns nach 3,5 Stunden. Dann spielte noch unser Altmeister Gerd gegen den Zeitnotkünstler Dennis. Einer klassischen Eröffnung folgte eine +=-Stellung, der ein wenig die Ansetzpunkte fehlen. Aber es gab ja noch die Zeitnot – 15 Züge in 5 Minuten, 10 in 2 usf. Hier stellten die Akteure die Zuschauer auf die Folter, denn Dennis attackierte nach dem „letzte Chance“-Prinzip. Gerd opferte korrekt die Qualität, nachdem er zwei Bauern gewonnen hatte, nahm dann aber mit der falschen Figur auf e4 (siehe den Kommentar) – das sichere Remis wurde ein unsicheres.

Im folgenden Endspiel hatten dann beide Protagonisten die Chance, das Feld h5 mit einem Bauern zu besetzen. Letztlich fand Schwarz die für ihn gewinnbringende Idee. Es folgte eine neuerliche Zeitnot von Dennis. Dann hatte der Hamelner die Nervenschlacht gewonnen.

Fazit: Im Aufstiegssinne war es für beide Teams ein Punktverlust. Dennoch sind wir zum Mit-Tabellenführer mutiert 🙂
…und der neue Mannschaftsbus hat sich auch ganz gut bewährt!

SFH3 – SK Stolzenau: Am Ende wieder ein Punkt

Diesmal „nur“ Martin: Endlich konnte unsere Dritte mal an den Start gehen, ohne gleich mehrere Stammkräfte an die Erste oder Zweite abzugeben und ohne Ersatz aus der Vierten zu benötigen. Brauchbare Voraussetzungen also. Beim letzten Aufeinandertreffen mit dem SK Stolzenau ein paar Jahre zuvor, noch in der Bezirksklasse, hatten wir eine knappe Niederlage kassiert.

Doch dann das: Um 11 Uhr war an Brett 4 schon alles vorbei. Für Partien mit Willi Kwiotek eigentlich nichts ungewöhnliches, man darf ihm eine gewisse Tendenz zum frühen Remis nachsagen. Bloß war von Willi heute weit und breit nichts zu sehen… Warum: Weiß man nicht. In zwei Wochen ist er hoffentlich gesund und munter wieder dabei.

Kaum war das Minus auf der Spielberichtskarte eingetragen, musste für den Nebentisch eine Null hinzugefügt werden. Für Peter Moje stand heute die Fahrzeit zwischen Wohnort und Spiellokal in einem sehr ungünstigen Verhältnis zur Spielzeit. Dem Hörensagen nach ging er aus einer taktischen Abwicklung mit einer Figur weniger hervor.

Gegen 12 Uhr war aus dem 0:2 ein 1,5:3,5 geworden. Ich fand an Brett 1 in einer langweiligen Abtauschvariante keine bessere Alternative, als mich auf eine Zugwiederholung einzulassen, woraufhin Kritiker einwarfen, bei einer Partie Bergmann gegen Bergmeier sei auch nichts anderes zu erwarten gewesen… Man hat es eben nicht leicht mit einem Berg im Namen. Jedenfalls: Bei André an Brett 3 war nach der Eröffnungsphase ebenso schnell die Luft raus und die Punkteteilung besiegelt. Bei Freddy an Brett 2 wurde dem Publikum deutlich mehr geboten, doch schnell verzog sich der Pulverdampf und der Blick fiel auf ein festgefahrenes Turm+Springer- gegen Turm+Läufer-Endspiel – das dritte Remis.

Also mussten Ulrich, Hermann und Bernd an den Brettern 6 bis 8 den Karren aus dem Dreck ziehen. Und man mochte es kaum glauben, bei allen drei zeichneten sich im Verlauf der dritten Stunde reelle Gewinnchancen ab! Ulrich hatte an Brett 6 nach eher verkorkster Eröffnung einen Bauernangriff am Königsflügel gestartet, der bedrohliche Ausmaße annahm. Schließlich war der Stolzenauer gezwungen, eine Figur gegen zwei Bauern zu opfern, um Mattdrohungen zu parieren. Und auch an Brett 7 gab es freundlicherweise ein paar Geschenke für uns: In gewohnt turbulenter Stellung nahm Hermann zunächst eine Qualität mit, aus der nach einem weiteren taktischen Fehler ein ganzer Turm wurde. Zwar versäumte es Hermann, mit ein paar weiteren kraftvollen Zügen die sofortige Aufgabe zu erzwingen, sorgte aber dennoch ungefährdet für einen wichtigen vollen Punkt, nachdem sein Gegner in immer noch klar verlorener Stellung die Zeit überschritten hatte.

An Brett 8 versuchte der Stolzenauer, Löcher am Königsflügel mit einem zweifelhaften Bauernopfer zu stopfen. Bernd gelang es im weiteren Verlauf, seinem Freibauer auf f6 noch einen Begleiter auf g5 zur Seite zu stellen und die beiden in Bewegung zu setzen – unser zweiter Sieg und der Ausgleich zum 3,5:3,5.

Jetzt hätte Ulrich nur noch seine Mehrfigur verwerten müssen, und wir hätten einen lange Zeit nicht für möglich gehaltenen Sieg eingefahren. Hätte, hätte! Leider wollte aber unserem gesundheitlich angeschlagenen Mannschaftsführer nicht einfallen, wie dies zu bewerkstelligen war, sodass er schließlich ins Remis einwilligte. Zur Vermeidung weiterer Schmerzen sollte er die Partie besser nicht analysieren…

Ungeachtet des kleinen Malheurs können wir mit einem 4:4 in Unterzahl gegen ebenbürtige Stolzenauer vollauf zufrieden sein. Mit nunmehr 6 Mannschaftspunkten ist SFH3 dem Saisonziel Klassenerhalt wieder einen Schritt näher gekommen!

„Gladiatoren“ in Wijk aan Zee!

Es ist schon gut 100 Stunden her, dass ich die Niederlande hinter mir gelassen habe und zu meinem Erstaunen der Score von 2:1 bereits in diesem unserem Blog verkündet war – jedoch nur körperlich. Eine erfüllte Arbeitswoche später soll nun mein Bericht folgen.

Wijk aan Zee ist die Heimat des berühmten Hoogovens Schaakternoi, das nach der Fusion mit British Steel zwischendurch den Sponsor Corus, nun den Sponsor TataSteel abbekommen hat. Der Geldsegen ist dort knapper geworden, was man einerseits daran merkt, dass auch die Amateure zur Kasse gebeten werden (bis in die 90er 100% Preisgeldausschüttung), andererseits „nur“ noch 2*14 Teilnehmer die Klinge kreuzen. Immerhin sind die Top-10 wieder zur Hälfte vertreten – die Talsohle scheint durchschritten. Im A-Turnier dürfen neben dem schlaksigen Weltmeister (optisch echt zu lang geraten für einen Standard-Schachtisch!) auch die chinesische Damenweltmeisterin und ein Aufsteiger aus dem B-Turnier ran. Sympathisch kam der polnische GM Wojtaszek daher, der Autogrammwünsche noch lächelnd und gern erfüllt – neu im Club der Supergroßen. Das B-Turnier ist die Bühne für talentierte Holländer, zudem sind zwei Damen und sehr ambitionierte Jungspieler aus dem Rest der Welt unterwegs. Ein wildes Hauen und Stechen ist vorprogrammiert.

Die Atmospäre war wie gewohnt einmalig. Man spielt in der Gemeindeturnhalle von Wijk – Profis wie Amateure gleichzeitig – 600 Menschen an 300 Brettern, wohlgeordnet von einer stets gut organisierten Turnierleitung! Und das macht den großen Reiz aus.

Apropos wohlorganisiert – wir haben am Freitag mit sage und schreibe 45 Minuten Verspätung begonnen, ohne erkennbaren oder erklärten Grund. Wir, das ist ein treuer Haufen altgedienter Wijk-Besucher: Randolf und Michael aus Isernhagen, der Ex-Eldagsener Werner, Christian aus Eldagsen, Rainer aus mittlerweile Kiel und erstmalig Andre aus Hildesheim. Jeder von uns hat den Wettkampf aufgenommen in einer 4er-Gruppe etwa gleich starker Spieler. Jeder spielt gegen jeden, Freitag Abend, Samstag und Sonntag Mittag, das Ganze in 9 Spielstärkeklassen aufgeteilt.

Andre hat in der 3. Klasse mit 3/3 und 2340 eine starke Performance hingelegt – zahlt Training sich so schnell aus??? Eventuell winkt ihm damit in 2016 eine Teilnahme in Klasse 1. Werner hat in der 4. Klasse überzeugend und überlegen 2,5 Punkte geholt. Unsere übrigen Mitspieler blieben im Rahmen Ihrer Erwartungen, ein wesentlich besseres Ergebnis als 2014. Auffällig waren die hohe Zahl an Spielern über 2000 und die große Zahl an Kindern in den besseren Klassen.

Meine Gegner waren zwischen 1900 und 2000 klassiert, sowohl in nationaler als auch in internationaler Rating.
Runde 1 bescherte einen ehrgeizigen Akteur. Die Klötze wurden fein geschoben, kleine Taktikwitze angebracht, spät rochierten wir (beide lang natürlich). Tja, und dabei ergab sich quasi eine Mehrfigur: Sein (früher mal auf f7 schielender) Läufer war auf a2 positioniert, nebst Bauer c4 und König b1 – ein Großbauer. Der Zeitpunkt zur Öffnung am Königsflügel war gekommen, dort fiel dank des Mehr-Springers ein Bauer. Nach dem Läufertausch auf b3 verblieb ich im Turmendspiel mit nur EINEM Mehrbauern, verschmähte einen zweiten, aber nix Remis, da verbundene Freibauern. Schulmäßig ohne Umwege nach vorn geschoben, ergab sich letztlich eine Stellung mit Zugzwang-Motiv und eine entnervte Aufgabe. Seht schon bald im Kommentar!

Runde 2 brachte mir einen etwa gleichaltrigen Gegner, der in Runde 1 einen sehr schönen Mattangriff im Endspiel gezaubert hat, in Chessbase mit zahlreichen Partien gegen 2300er unterwegs ist, all das jedoch im alten Jahrtausend. Was soll man bloß davon halten? In der Eröffnung wurde ich jedenfalls schon im 4.Zug mit g7-g5 angesprungen, was ich ganz gut pariert habe. Auch hier ein Abtasten, das in späten Rochaden mündete (ich lang, er kurz). Kurz war ein Fehler, denn nach der Öffnung der h-Linie war h7 recht schutzlos, der schwarze König auch. Im 20. Zug setze ich zum Figurenopfer an – Ablenkung. Das kostete die Dame gegen zwei Springer bei anhaltend schlechter Position. Im 34. Zug setzte ich dann Matt. Auch hierzu gibt es noch einen Kommentar…

In Runde 3 wartete dann mit Alexander Janse ein 13jähriges Talent auf mich, das in den letzten 18 Monaten 400 Wertungspunkte hinzugewonnen hat. Mein letzter Gegner dieser Art war Benjamin Bok (heute Elo 2590), den ich vor 10 Jahren mühsam niederringen konnte. Diesmal lief ich in eine ausgeklügelte Vorbereitung, die zudem gut untermauert schien. Als ich dann ein verlockendes Mattopfer ansetzte, das keins war, drohte diesmal mir die Miniatur. Die konnte ich vermeiden, die unschöne Null zum Abschluss nicht.

Sonneborn-Berger war schon am Samstag Abend mein Freund, so dass ich bei einer Performance von 2060 den Gruppensieg innehatte. Mit meinen Gewinnpartien kann ich sehr zufrieden sein, mit dem Fauxpas vom Sonntag nicht.

Über das Leben abseits des Brettes gibt es auf der Hildesheimer Seite den einen oder anderen Schwank. Ich habe an beiden Abenden dem Tandem gefrönt, Freitag zu sehr später Stunde – die Turnierpartien waren ja erst um 23:30 Uhr zu Ende – sogar mit Schach und Matt Einsetzen (Waaaaaaaaaaaaaaaahnsinn! Hat mich aber nur zwei Könige gekostet und nix mit f7 wegnehmen!!!). Am Samstag hatten Andre und ich es dann mit zwei Jungs der Größenordnung 2100 aufgenommen – harmlose Regeln, aber Bauern durften bis zur 2.Reihe eingesetzt werden – echt doof!). Meine Überlebenskunst zeigte sich hier in einer Partie, in der mein Gegner sich 3 Damen umwandelte – was echt unübersichtlich wurde! – zudem eine auf dem Brett und eine in der Hand hatte – mich aber partout nicht Matt bekam 😀

Wijk ließ mich seither dennoch nicht los. Werner spielte noch den Wochentagsvierkampf (Montag bis Mittwoch). Die Amateuere spielen ab heute noch Rundenturniere in 10er Gruppen, 3x anstrengender als mein bescheidenes Kurzturnierchen. Nach 2 1/2 Wochen endet das Spektakel vorbei und Wijk versinkt im Winterschlaf.

Auf chess24.de läuft die m.E. beste Übertragung der GM-Partien ohne Clientinstallation. Schaut selbst.

Seit heute darf man auch wieder auf den Weltmeister als Turniersieger setzen. Der ist ohne Zweifel ein ganz ganz großer Gladiator in der Schacharena!

Klarer Sieg der Zweiten zum Jahresauftakt

Die Zweite hat zum Jahresauftakt einen wichtigen Schritt in Richtung Mittelfeld geschafft. Bei den hochgradig abstiegsgefährdeten Springer Schachfreunden wurde es ein klarer Sieg, ein Kantersieg wurde jedoch verpasst.
Den ersten Schock erlebte die Heimmannschaft als wir komplett um 9.35 Uhr auf der Matte standen. Das ist man von den Schachfreunden nicht gewohnt!

Pünktlich, noch vor 10 Uhr, ging es los. Vom Beginn an sah es gut für uns aus. Achim stand schnell besser, niemand stand schlechter. Und bereits nach 2,5 Stunden waren die ersten Figuren wieder in Grundstellung. Mein Gegner beging nach anspruchloser Eröffnung einen grober Fehler, leistet dann keinen Widerstand mehr und lies sich freundlicherweise Matt setzen. Während der Zeitnotphase konnte dann Frank den vollen Punkt einfahren. In einem hoch interessanten Theorieduell behielt Frank die Übersicht:

frank1

21. g3 Sxg3 22. hxg3 Te4+ 23. Le3 Dxh1 24. Dxa7 Ta4 25. Dc5 Df3 26. Lf2
Te4+?! 27. Kd2 Dh1 (27… Rc4) 28. Le2! Txe2+ 29. Kxe2 De4+ 30. Kd2 Td8 31.
Txd8+ Kxd8 32. Df8+ Kc7 1-0

Wer die Partie mit einem Engine nachspielt wird sehen, das sich die Stellung lange im Gleichgewicht befand und beide Spieler voll auf der Höhe waren. Ihr findet das Partiefragment als Kommentar.

Den dritten Punkt konnte Michael einfahren. Nach einem Qualitätsgewinn lies er seinem Gegner keine Chance mehr. Serdar setzet sich dann souverän durch und fuhr das 4-0 ein.

Auch Torsten zeigte, das er der bessere Spieler ist, er überspielte seinen Gegner nach und nach und das 5-0 war perfekt.

Den „Whitewash“ verhindert dann unser alter Freund Thomas Edel, der gegen Andreas immer etwas Vorteil hatte. Andreas verteidigte sich jedoch geschickt und ein Freibauer und ein Qualitätsopfer sicherten ihm schliesslich das Remis.

Achim verpasste es in der Folge seinen Vorteil umzumünzen, er gewann zwar eine Leichtfigur, hatte sich aber mit einer Bauernwalze auseinanderzusetzen. Gleichzeit hatte er einige Bauernschwächen. In folgender Stellung verpasste er einen klaren Remisweg und verlor später leider noch.

achim1

61. Td1?, besser ist Tc6+, der König wird weiter belästigt und Schwarz kommt nicht voran.

Den Schlusspunkt setzte dann Martin, unser Ersatzmann, der nach langem Endspiel einen Mehrbauern leider nicht verwerten konnte.

Neujahrsansprache

Liebe Schachfreundinnen, liebe Schachfreunde,

hinterm Schreibtisch eines hannoverschen Unternehmers und zweimaligen Deutschen Rallye-Meisters, der bis zu seiner Pleite 14 Jahre lang das Vergnügen hatte, mein Chef zu sein, hängt ein Bild mit dem Schriftzug: „Jedes Leben ist auch ein verpfuschtes Leben.“ Was uns der Künstler namens Werner Büttner damit sagen will, kann ich nur vermuten. Ich finde den Satz großartig. Im ersten Moment klingt er furchtbar pessimistisch, wenn man ihn jedoch frei ins Englische übersetzt, spendet er Trost: „Nobody is perfect.“ Womit wir bei uns Schachspielern sind. Wir Schachspieler sind alles andere als perfekt. Wir sind eigenbrötlerisch und sensibel. Unsere Seelen sind übersät mit unzähligen Narben. Jede Verlustpartie schlägt eine neue Wunde. Manche vernarben nie.

Diese Metapher ist nichts gegen die, die ich vor Weihnachten in einer norddeutschen Tageszeitung las: Die heftigen Regenfälle in Schleswig-Holstein seien ein „Fußabdruck des Klimawandels“. Wow! Dann ist der „Arschtritt des Klimawandels“ der Untergang Sylts. Bevor es soweit ist, wird die heilige Gabriele (St. Pauli) an meiner ehemaligen Wirkungsstätte zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Ihre erste Amtshandlung: Echte Sylter dürfen ihr Autokennzeichen mit SYL statt NF beschriften lassen. Es lebe der kleine Unterschied!

Horst-Peter anno 1984
Horst-Peter anno 1984

Mit dem heutigen Tag endet die Mitgliedschaft eines Schachfreunds, der 45 Jahre lang zu den herausragenden Persönlichkeiten unseres Vereins gehörte. Horst-Peter hat die Konsequenzen gezogen aus Vorfällen, die ohne Empathie als erledigt erklärt wurden. Dass ausgerechnet ein Reglementierungsunfug, den wir in den Achtzigerjahren abschaffen wollten, der Auslöser war, nennt man wohl Ironie des Schicksals. Die gemeinsamen Lehrjahre mit Horst-Peter haben mir viel gebracht. Seine Wissbegierde und sein gediegener Humor waren ansteckend. Möge es einen gemeinsamen Weg in der Zukunft geben. Wir sind ja noch so jung. „Spirituelles Alzheimer“ findet woanders statt.

Obwohl er unfehlbar ist, hat Papst Franziskus wenig Beifall von seinen Kardinälen bekommen, als er ihnen zu Weihnachten die Meinung geigte. Abgesehen von Untugenden jeder Art litten sie unter einer „mentalen Erstarrung“. Deshalb wolle er „verkrustete Strukturen“ seiner Kirche aufbrechen. Ich prophezeie euch, dieser Papst wird eher die Menschheit davon überzeugen, dass es keinen Gott gibt, als dass verkrustete Strukturen in Schachvereinen aufgebrochen werden. Sie gehen lieber mangels Masse unter, aber nicht bevor der Schriftführer das Protokoll darüber verfasst hat.

Zu einer Neujahrsansprache gehört der Ausblick auf kommende Ereignisse. Zwei Ergebnisse kann ich euch vorab nennen. Hamelner und Salzgitteraner müssen jetzt ganz tapfer sein, denn nach dem Gesetz der Serie werden wir in der Landesliga am 18. Januar mit 4,5:3,5 beim Hamelner SV und am 1. Februar mit dem gleichen Ergebnis gegen die SVG Salzgitter gewinnen. Ätsch! – Im vergangenen Jahr gab es eine Fülle runder Geburtstage und Jubiläen. Dies Jahr gibt’s davon wenig; Höhepunkt ist der Geburtstag einer Führungsperson, die so alt wird wie Hape Kerkeling vor wenigen Wochen.

Der Vorteil meiner Neujahrsansprache ist, dass man sie nicht mit der des Vorjahrs verwechseln kann, wie es Helmut Kohl 1987 widerfahren ist. Plattitüden sind nicht mein Ding. Eine Rückschau auf das vergangene Jahr spare ich mir. In eigener Sache gab es allerdings eine Zäsur. Die Freiheit, die ich mit dem Eintritt in die Rente gewonnen habe, lässt mir einen großen Spielraum. Inwieweit das Schachspielen dabei eine Rolle spielt, wird sich zeigen. Persönliche Erfolge sind zwar wichtig, aber noch wichtiger ist die Frage, ob ich mich in der Familie, die wir Schachspieler sein wollen, wohl fühle. „Gens una sumus“ ist leichter gesagt als gelebt.

Noch Fragen, Miss Sophie? Okay. Ihr wartet auf das verblüffende Ende meiner letzten Partie gegen Berenbostel. Das will ich euch nicht länger vorenthalten. Bis zum 21. Zug hatte mein Gegner tadellos gespielt. Dann griff er ohne Not zu einem inkorrekten Figurenopfer, das mir einen Mehrklotz (O-Ton Uns Uwe) bescherte. Meine vollzählige Kavallerie (O-Ton Problem-Peer) beziehungsweise meine schnaubenden Rösser (O-Ton Helmut Pfleger) konnten anschließend den gegnerischen König ohne viel Federlesens in die Zange nehmen.

Radecke, Peter (SV Berenbostel) – Streich, Gerhard (SFH)

Landesliga Süd, 07.12.2014

Stellung nach 30.Sc3-d5?
Stellung nach 30.Sc3-d5?

Der letzte Zug von Weiß 30.Sc3-d5? kommt einem Hilfsmatt gleich. Aber auch nach anderen Zügen ist Weiß verloren. 30… Sd4 31.Txa5 Sxf3+ 32.Kf1 32.Kh1 Txh2++ 32… Sxe4 Gegen Tf2++ gibt es keine Parade. 33.Ta7+ Das sprichwörtliche Racheschach 33… Kh6 0-1

 

 

 

 

Ich wünsche euch und euren Familien für 2015 Gesundheit, Kraft, Zufriedenheit und Caissas Segen.

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Skoda CITIGO als Hauptgewinn
Skoda CITIGO als Hauptgewinn

Das Jahr 2015 beginnt mit einigen Paukenschlägen. Über zwei berichte ich in meinem neuesten Kommentar.