Frau und Schach

Plötzlich ist sie in aller Munde: die Frau. Viele Schachspieler kannten sie bislang nur vom Hörensagen. Und manche Wirtschaftsbosse auch. Zum Beispiel der Aufsichtsrat vom FC Bayern München. Dort gibt es 9 Männer und 0 Frauen. Nicht auszudenken, wenn dort demnächst 3 Frauen säßen. Das Abstiegsgespenst würde sich die Hände reiben. Aber solange die Bayern nicht in die DAX-Liga aufsteigen, wird es nicht dazu kommen.

Die von der Bundesregierung geplante Frauenquote ist wie eine vermeintliche Drohung im Schachspiel. Eigentlich nur ein Bluff, aber die Machos bekommen das große Zittern. Diese Sorgen möchten wir Schachspieler haben. Wir schätzen die Frauen und freuen uns über jede, die am Schachbrett sitzt, solange sie nicht gegen uns gewinnt. – Nun macht Frau derzeit nicht nur im Bundestag von sich reden, sondern auch in unserer Männerdomäne. Das erste Deutsche Masterturnier für Frauen, das gerade in Dresden beendet wurde, war ein Medienhit. Oder ein Hitchen? Laut Renate Künast soll es sich bei der Frauenquote auch nur um ein Quötchen handeln. „Haste malne Frau?“, könnte zum geflügelten Wort werden. Dass das Schielen auf die Quote zu falschen Schlüssen führen kann, zeigt der Bericht über das DSAM-Turnier, das vorige Woche in Magdeburg ausgetragen wurde.

„Mit 9 Prozent teilnehmenden Damen lag das Turnier deutlich über dem (dünnen) Frauen-Anteil des DSB, aber auf diesem Weg muss noch weit gegangen werden, bis das Ziel erreicht sein wird – wenn auch die ersten Schritte getan sind!„, sagte die Turnierdirektorin Ingrid Schulz in einem Interview mit Ralf Mulde (DSB-Seite vom 23.11.2014). Als ich den Artikel las, habe ich mich nicht nur über die Überschrift (knorriges Kampfschach) amüsiert, sondern vor allem über den „dünnen Frauen-Anteil“. Für „Anteil dünner Frauen“ hätte es einen Satz heiße Ohren gegeben. Wer kaudert*, muss sich auf eine Watschen gefasst machen.

*Verbschöpfung zu Ehren von Volker, dem Frauenversteher. Meine kreative Antwort auf das bislang unbekannte Verb „direktorieren“ im zitierten Artikel. 

Dann habe ich mir die Zahlen genauer angesehen. Sie sollten ja deutlich über dem Frauenanteil im DSB liegen. Nach letzten mir bekannten Zählungen gibt es im DSB 83.985 männliche Mitglieder inklusive Kinder und Jugendliche sowie 6.691 weibliche Mitglieder. Das ist ein Frauenanteil von 7,4 %. Trennt man jedoch die Kinder und Jugendlichen von den Erwachsenen ergibt sich ein anderes Bild: von 21.366 Kindern und Jugendlichen sind 3.471 weiblich. Das ist ein Anteil von 16,3 % und damit ein dickes Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Bei den volljährigen Frauen beträgt der Anteil so gesehen nur 5,1 %. Das ist wirklich dünn. – In Magdeburg waren insgesamt 331 Schachspielerinnen und Schachspieler am Start. Davon waren 30 Frauen bzw. weibliche Kinder und Jugendliche. Wenn man bedenkt, dass von denen über die Hälfte in der niedrigsten Ratinggruppe F gespielt hat, kann man davon ausgehen, dass die meisten noch Kinder oder Jugendliche sind. Somit relativiert sich der Anteil weiblicher Teilnehmer. Unter den volljährigen Frauen war er allenfalls so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Mit dieser Klarstellung will ich nicht die Euphorie dämpfen, gleichwohl müssen die nächsten Schritte folgen. Dazu eignen sich die Analysen zweier Kenner.

Ilja & Ilja haben sich mit den Vorurteilen beschäftigt, die so zahlreich sein sollen wie die Machos an deutschen Stammtischen. In seiner Funktion als ZEIT-Blogger hat Ilja Schneider im Mai dieses Jahres zwei Beiträge geschrieben, die hohe Wellen schlugen:

Schachspieler sind gut, Spielerinnen sind schön / 38 Kommentare

http://blog.zeit.de/schach/maedchenschach-benachteiligung/

Männer haben mehr Sitzfleisch / 108 Kommentare

http://blog.zeit.de/schach/elisabeth-paehtz-interview-geschlechterunterschiede-schach/

Lesenswert ist auch das, was der andere Ilja mit ähnlicher Herkunft, nämlich der Großmeister Zaragatski (SF Katernberg), zuvor auf Chess24 geschrieben hatte:

Männer, Frauen und Spielstärke im Schach – Die ganze Wahrheit

https://chess24.com/de/lesen/news/maenner-frauen-und-spielstaerke-im-schach-die-ganze-wahrheit-1

Ilja Zaragatski hat übrigens bei der Live-Übertragung vom WM-Match Carlsen-Anand auf ZEIT-Online eine sehr gute Figur gemacht.

Dass sich nicht nur Schachspieler über die mangelnde Frauen-Integration Gedanken machen, zeigt ein Querverweis auf den Radsport. Unter Radsportlern ist der Frauenanteil zwar größer als unter Schachspielern, in meinem Verein liegt er jedoch bei Nullkommanull. Das veranlasste mich im November 2011 zu folgendem Aufruf in unserem Forum:

„Unser Vorstand hat die Absicht, eine Prämienwerbung auszuloben. Jedem, dem es gelingt, ein weibliches Wesen an unseren Verein zu binden, erhält als Prämie einen Fahrradschlauch, Marke „Schwalbe unplattbar“. Für drei Frauen gibt’s fünf Schläuche und für 10 Frauen ein Schlauchboot.“

Mein Beitrag hat zwar Heiterkeit ausgelöst, unserer Frauenquote hat’s jedoch nicht genützt. Sie liegt noch immer bei Nullkommanull. Es ist also ein steiniger Weg, Frauen für unsere Sportarten zu gewinnen. Es mag sein, dass es bundesweit einen positiven Trend gibt. Aber vielerorts ist der Alltag in Schachvereinen derart altbacken, dass junge Frauen gleich an der Eingangstür abgeschreckt werden. Weg mit den alten Zöpfen! Das Lächeln einer Frau ist euch gewiss.

Einfallsloser Kommerz oder kluges Marketing (Salamitaktik)?

Seit Mitte der 80er ist das Zusammenspiel von Schach und Computern revolutioniert. ChessBase sei Dank gibt es Möglichkeiten, Partien nachzuspielen, sich auf des Gegners Spiel vorzubereiten und aus den Ideen der kleinen und großen Meister zu schöpfen. Die Referenzdatenbank MegaBase umfasst gut 6 Mio. Partien – jährlich kommen etwa 300.000 dazu. Weiterhin gibt es eine Datenbank für Fernpartien (ab sinnhafter Computerunterstützung Ende der 90er Jahre ein hochwertiger Quell allerfeinsten Schachs) mit etwa 1,5 Mio. Partien. Dazu kommt mindestens ein Schachmotor (früher: Computerprogramm, heute Engine genannt), der das Geschehen auf dem Brett kritisch hinterfragt und seinen Senf in Form von Varianten und Bewertungen eingibt. Zum Glück wird man noch nicht ausgelacht! Denn die Dinger sind saustark (ELO, Wettkampf) und schwach (Analyse in untaktischen Stellungen) zugleich.

Ich glaube, in letzterem Punkt besteht das große Problem der Firma ChessBase. Die Schachprogramme werden auch separat mit eigener Oberfläche verkauft. „Einfache“ Datenbankfunktionen gibt es dort auch, für 95% der Spieler übrigens durchaus hinreichende. Was also muss ein spezielles Datenbankprogramm bieten? Aus meiner Sicht ganz einfach: Mehrwerte und alle(!) Möglichkeiten, scharf und unscharf Daten auszuwerten oder komfortabel zu bearbeiten (besonders Doubletten sind seit 30 Jahren ein Dauerthema). Diesen Spagat bekommt das Produkt ChessBase mit den Updates dieses Jahrtausends nur halbherzig hin.

En Detail sprechen wir über das Update auf ChessBase 13. Während in den vergangenen großen Updates Großes versprochen wurde, ist man heuer eher bedeckt. Ich gehe anbei auf ALLE Punkte ein, die als „neu“ versprochen werden.

1) ChessBase Cloud
Funktion: Man kann seine Datenbanken, Repertoires, Trainings, Bäume, etc. in eine Cloud stecken.
Mein Kommentar: Na toll, Leute, die das brauchen und keine USB-Sticks mögen, arbeiten bereits mit Dropboxen, weltweit und zumeist ohne Kosten. ChessBase schweigt sich übrigens wie fast alle anderen Anbieter über die Art der verwendeten Cloud und auch die Themen Datenschutz und Verschlüsselung aus. Die Größe scheint ebenso kein Problem zu sein – ich bin gespannt, wann die ersten Freaks dort geklaute Spielfilme ablegen (ggf in eine Schachpartie eingebettet :-D). Ein weiterer Knackpunkt scheint mir zu sein, dass auch die Nutzung im Turniersaal bequemer wird – macht ChessBase sich hier zum Komplizen für Cheater? Hoffentlich nicht.

Ach ja – irgendwie scheint man einen „ChessBase Account“ zu brauchen. Ob zusätzlich zum Programm oder nur als passiver Nutzer, wenn man kein Programm besitzt, bleibt offen (gemeint ist ein playchess-Account, der mit 32,99 Euro jährlich zu Buche schlägt)

2) Analyseaufträge
Funktion: Man gibt vor, welche Stellungen von welchen Engines in welcher Tiefe abgearbeitet werden, nacheinander, sozusagen im Batchbetrieb.
Mein Kommentar: Wow, das ist besonders für Fernschacher interessant. Man geht schlafen oder zur Arbeit, betrachtet am Ende mal die Ergebnisse. Man kann beliebige Stellungen raussuchen – manchmal ist ja eine Zugfolge erzwungen oder der eigene Zug klar vorgegeben. Sollte hier das Ausschließen von Zügen auch noch steuerbar sein – ein glattes Yeah! von mir.

3) Verbesserte Repertoirefunktion
Funktion: Die Repertoirefunktion bleibt erhalten, trennt aber zwischen Weiß- und Schwarzrepertoire.
Mein Kommentar: Jeder Nutzer konnte dies bislang über zwei getrennte Repertoire-Datenbanken erledigen. Nun verwaltet das Programm zwei Repertoires auf ein Mal. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Die Funktion wird sowieso kaum genutzt, da sie sehr unhandlich funktioniert und die menschlichen Bedürfnisse bzgl. eines Repertoires dürftig abbildet. Nicht umsonst gibt es unabhängige Produkte wie den Chess Position Trainer, die sich des Repertoire-Trainings annehmen.

Ich will aber nicht nur meckern, sondern auch verraten, was ich gern hätte.
a) Leichter Aufbau eines Repertoires (etwa in Form des ECO Stils)
b) Mein Repertoire bietet 1-n Möglichkeiten der Fortsetzung (zB aggressiv/passiv/Remis, Gegen bessere/schwächere Spieler), die ich klassifizieren kann
c) Meine Gegner können quasi ALLES spielen. Hier könnte man beim Aufbau in der Referenzdatenbank und/oder bei der Engine spicken und die nicht-schwachen Züge hinzugeben, in ersterem Falle sogar mit einer Häufigkeit
d) Ich kann mein Repertoire trainieren/abfragen – per Partien oder stellungsweises
e) Ich kann Trainingspartien gegen Engines spielen, die über das Repertoire hinausgehen
f) Ich kann Partiebestände durchforsten und erstens neue Ideen finden (Neue(!) Verbesserungen für mich! oder alternative Züge des Gegners) oder meine Partien bzgl. meines Repertoires prüfen lassen (gleiche Zwecke!) – Übernahme ins Repertoire bitte interaktiv unterstützen
g) Ich kann kritische Pfade aufzeigen lassen und werde so beim Feinschleifen unterstützt
h) Ich kann „Arbeitsmarkierungen“ (z.B. Todo: Auftrag) im Repertoire setzen und später gezielt daran arbeiten
i) Zuguterletzt sollte man hier neben einem BAUM-Konzept auch mit einem POSITIONS-Konzept arbeiten. Zugumstellungen…

4) Ergonomische Bedienung
Funktionen: Erleichterte Analyse und Kommentierung durch neue Schalterleiste unterhalb der Notation, effizientere Eingabe von Varianten während der Analyse, neue Varianten werden ohne Abfrage übernommen, Schließen von Brettern bei Liveübertragungen mit einem Klick u.v.m.
Mein Kommentar: Jeder möge selbst urteile, ob dies in ein Major Update gehört oder in die Feinwartung einer Programmversion. Mich selbst stört übrigens beim Massen-Erfassen von Partien, dass ich mich zum Großteil mit dem Header beschäftige. Das ist m.E. insbesondere bei Mannschaftskämpfen oder bei Turnieren unnötig, gibt es doch quasi immer eine elektronische Tabelle.

Der oben aufgeführte Spaß soll mindestens 99 Euro kosten (als Update von der direkten Vorgängerversion). Die Nutzung von Let´s check und der Cloud sind bis Ende 2016 limitiert. Inwieweit man einen playchess-Account zusätzlich benötigt, wissen wir nicht. Bill Gates musste für eine ähnliche Funktionsverbundlung schon mal einen 9-stelligen Betrag überweisen…

Wer gar kein ChessBase hat, den sollte mein Artikel übrigens keineswegs abschrecken, dieses Marktstandardprodukt zu erwerben. Ohne mag nämlich auch ich nicht sein :-). Zu Deutsch: Kaufempfehlung!

Randnotiz: Ich hatte mir im Spätsommer das vielgelobte Buch „ChessBase Complete“ von Edwards zugelegt. Die Begeisterung kann ich nur für solche Leute nachvollziehen, die sich gar nicht in ChessBase auskennen. Einem langjährigen Nutzer gibt das Buch zu wenig und kratzt lediglich an der Oberfläche. Der Kommentar im Vorwort „ChessBase hat versprochen, alle hier beschriebenen Funktionen in der neuen Version 13 zu lassen wie sie sind“ prophezeite mir den obigen Tenor meines Artikels bereits. Ich finde das schade, denn genug Ideen für funktionale Erweiterungen gäbe es!

In Memoriam Robert und Hans

Morgen findet in Wunstorf das 2. Robert-Neuhoff-Gedenkturnier statt. Über das 1. Gedenkturnier hat Tom vor einem Jahr berichtet; guckt ihr hier:

https://www.schachfreunde-hannover.de/schachfreunde-unterwegs/

Dass Robert ein außergewöhnlich liebenswerter Mensch war, hat u.a. Thomas Edel in seinem Kommentar bestätigt. Als Schachspieler war Robert meines Wissens in drei Vereinen aktiv: in Wunstorf, in Anderten und bei uns. Seltsamerweise habe ich im Internet kein einziges Foto von Robert gefunden. Das soll sich hiermit ändern. In meinem Archiv befindet sich nämlich ein Foto von der BEM 1981, als ich im „Meisterturnier“ gegen Robert spielte. Die Farben habe ich nicht verfremdet, die waren von vornherein so.

BEM 1981 im Freizeitheim Vahrenwald
BEM 1981 im Freizeitheim Vahrenwald

Im Anschluss werde ich näher auf die Bezirkseinzelmeisterschaft eingehen, doch zunächst möchte ich einige der Personen beschreiben, die ihr auf dem Foto seht. Mir gegenüber sitzt Robert Neuhoff in seiner typischen Haltung mit einer glimmenden Zigarette im Mund, die gerade blauen Dunst erzeugt. Hinten sitzt Siegfried Gelzenleichter (Nienburg) ebenfalls mit einer Zigarette zwischen den Fingern. Das zeigt, dass früher doch nicht alles besser war. Das könnte man auch von meiner Frisur behaupten. Immerhin wurde sie später von Gesine Schwan perfektioniert.

Ganz links seht ihr Lothar Kutsche (PSC). Er wurde etwas überraschend Bezirksmeister mit 8,0 Punkten aus 11 Partien vor Horst-Peter (7,5 Punkte) und Wilfried Gläser (7,5 Punkte). Robert belegte mit 5,0 Punkten den 10. Platz; ich wurde Fünfter (7,0 Punkte). Wie meine Partie gegen Robert endete, habe ich vergessen, aber Robert konnte als einziger gegen mich gewinnen, als ich 1977 Bezirksmeister wurde.

Hinter mir kiebitzt Dr. med. Hans Wiehler, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie viele Jahre 1. Vorsitzender und Ehrenvorsitzender unseres Vereins. Hans starb am 30.05.2011 im Alter von 89 Jahren (*4. September  1921). Hans war ein einzigartiger Mensch. Seine Spielstärke war mit „lausig“ noch nett umschrieben, was seinem Enthusiasmus fürs Schachspielen keinen Abbruch tat. Ich kenne keinen anderen Menschen, der emotional so sehr mitgeht, wie es Hans tat, wenn Spieler unseres Vereins am Brett saßen. In meinen Akten befinden sich viele Briefe, Postkarten und Bonmots, die Hans im Laufe der Zeit an mich und andere Schachfreunde gerichtet hatte. Damals habe ich manchmal darüber gelächelt, heute weiß ich ihren Wert zu schätzen. Gäbe es nicht Menschen, die Vereinskameraden bereits zu Lebzeiten achten und würdigen, wäre das schnelle Vergessen nach dem Tod die logische Folge. Doch fürs Vergessen sucht man nicht die Geborgenheit eines Vereins. – Dass die Wunstorfer mit dem Gedenkturnier die Erinnerung an Robert wachhalten, ist ein gutes Zeichen.

Die Bezirksmeisterschaft 1981 passt gut zu meinem Beitrag über „Die Schachregion – Das unbekannte Wesen“. Sechs Jahre vor Torbens Geburt (Bezirksmeister 2014) sah die Bezirkswelt noch anders aus. Es gab ein Meisterturnier, ein Vormeisterturnier und ein Seniorenturnier mit je 16 Spielern sowie 4 Hauptturniere mit insgesamt 38 Spielern; macht summa summarum 86 erwachsene Schachspieler. In den drei Ratinggruppen der BEM 2014 waren insgesamt 52 Schachspieler am Start; also weniger als Zweidrittel bezogen auf 1981. Solche Zahlenspiele hinken natürlich, was nicht heißt, dass sie nicht einer Analyse wert sind. Jedenfalls gab es damals keine Regionseinzelmeisterschaft, die das Interesse an der Bezirksmeisterschaft verwässert hätte.

Die Bezirksmeisterschaft 1981 endete übrigens auf den Tag genau vor 33 Jahren, am 22.11.1981. Hier sind die Teilnehmerlisten anno 1981. Einige „Überlebende“ sind noch heute aktiv.

Wolfsburg: Partienachlese (2)

Dass es in Dennies Partie nicht mit „rechten Dingen“ zuging, habe ich bereits verkündet. Ich musste sämtliche Fragezeichen meines Rechners zusammenkratzen, weil sie alle für seine Partie benötigt werden. Die Fragezeichen stammen von Dennie selbst. Hier und da ließen sich weitere hinzufügen. Das heißt aber nicht, dass Dennie und sein Gegner nur gepatzt hätten, nein, sie haben eine hochinteressante Partie gespielt. Arthur bezeichnet sie als eine der aufregendsten, die er je gesehen hat. Ich habe die Freude, sie euch zu zeigen. Die Analysen hat Dennie beigesteuert. Die Kommentare sind von mir. Den Vorhang zur großen Show öffne ich nach dem 18. Zug von Schwarz Kg8-h8; siehe 1. Diagramm.

Kessler, Marcel SC Wolfsburg – Ackermann, Dennie SF Hannover

Landesliga Süd, 3. Runde am 16.11.2014

Kessler-Ackermann 01Im Zentrum ballen sich die Kräfte. Eine Explosion liegt in der Luft. 19.Lxe4 fxe4 20.Sg5 De7 21.h3 Tg8 22.g4 Le8 23.Kf2? Der König wird übermütig. Es ist der erste Fehler von vielen.
Kessler-Ackermann 0223…Sd7 Verschießt den ersten Elfmeter. [23…Sh5! 24.Kg1 (24.gxh5 Tf6-+) 24…Tf6 25.Tf2 h6-+] 24.c5?! Lc7-+ Mein Rechner gibt Schwarz an dieser Stelle 2 Pluspunkte. 25.Ke3 Tf6 26.Tf2 h6 27.Sxd7 Lxd7 28.Sxe4 In schlechter Stellung macht Weiß das einzig Richtige: er sucht nach Verwicklungen. 28…dxe4 29.d5 cxd5 30.g5 Jetzt brennt die Luft!
Kessler-Ackermann 0330…e5 Der 2. Elfmeter wird verschossen.

Analysediagramm
Analysediagramm

[30…hxg5! 31.fxg5 d4+ 32.Lxd4 e5 33.gxf6 exd4+ 34.Ke2 d3+-+]

 

 

 

 

31.gxf6 Dxf6 [31…d4+ 32.Ke2 Df7-+] 32.fxe5 Dg5+ 33.Tf4 Lxe5 34.Df2 Lc6?? Verschießt den 3. Elfmeter. Mit diesem passiven Zug wird die Stellung neutralisiert.

Analysediagramm
Analysediagramm

[34…Dg3+ 35.Dxg3 Txg3+ 36.Kf2 Lxb2 37.Tc2 Txh3 38.Tf8+ Kg7 39.Td8 Le6-+]

 

 

 

 

35.Ld4? Weiß patzt postwendend. [35.Td1 d4+ 36.Lxd4 Lxd4+ 37.Txd4 Dxc5=] 35…Dg3+?? Jetzt kippt die Partie erstmals in Richtung Wolfsburg.

Kessler-Ackermann 04

Analysediagramm
Analysediagramm

[35…Lxd4+ 36.Kxd4 Dg7+ 37.Ke3 d4+ 38.Ke2 Lb5+ 39.Kd1 e3 40.De1 Dg2-+]

 

 

 

 

36.Dxg3 Txg3+ 37.Kf2 Lxd4+ [37…Tf3+ 38.Txf3 Lxd4+ 39.Te3 Kg7 40.a4 Kf6 41.Ke2 Lxe3 42.Kxe3 Ke5 43.Td1=] 38.Kxg3 Le5 39.Kg4 [39.Tcf1! Kg7 40.Kg2 Lxf4 41.Txf4 Kg6 42.Kf2 d4 43.h4 mit leichtem Vorteil für Weiß] 39…Ld7+ 40.Tf5 Kg7? [40…d4 41.b4 d3 42.Td1 Ld4 43.Kf4 Lxf5 44.Kxf5 e3-+]

Kessler-Ackermann 0541.h4 e3?? Und jetzt noch ein Eigentor. [41…d4! 42.c6 bxc6 43.Tc5 Lc7 44.Tc4 Lb6-+] 42.b4 d4 43.Te1? [43.Tg1!] 43…h5+ 44.Kg5 Lxf5?

Analysediagramm
Analysediagramm

[44…Lg3 45.Te2 Lxh4+-+]

 

 

 

 

45.Kxf5 Lg3 46.Te2 Lxh4 47.Ke4 Lf6 48.b5 Kf7 49.a4 [49.Tc2 Ke7 50.Kd3 h4 51.c6 bxc6 52.Txc6 h3 53.Tc5 Ke6 54.Th5 Ld8 55.Txh3 Lb6 56.Th5 hält geringe Gewinnchancen aufrecht.] 49…Ke6 50.b6? [50.Tc2 Kd7 51.Kd3 h4 52.Tg2 Le5 53.Tg5 Lf6 54.Tg6 Le7 55.Tg7 und Weiß kann weiter kneten.] 50…axb6 51.cxb6 Kd6? [51…h4 52.a5 Le5 53.a6 bxa6 54.b7 h3 55.Tb2 Lb8 56.Kxd4 Kd7 57.Kxe3 h2 58.Tb1=] 52.Tc2 e2 Jetzt kann Weiß wieder auf den vollen Punkt hoffen.

Kessler-Ackermann 0753.Txe2 Kc6 54.Tg2 [54.Kd3! Lh4 55.Th2 Ld8 56.a5 h4 57.Kc4 Le7 58.Tb2 Ld6 59.Tb3 Le5 60.Tf3 Ld6 61.Tf6+-] 54…Ld8 55.Tg6+ Kc5 56.a5?

Kessler-Ackermann 08Damit gibt Weiß den Sieg endgültig aus der Hand.

Analysediagramm
Analysediagramm

[56.Kd3 Lxb6 57.Tg5+ Kc6 58.Txh5 La7 59.Kc4 Kd6 60.Kb5 Kc7 61.Th7+ Kc8 Laut Engine soll die Stellung für Weiß gewonnen sein, aber eindeutig ist der Fall nicht. ]

 

 

 

56…Kb5 57.Tg8 Lf6 58.Tf8 [58.Ta8 Le7 59.Kxd4 h4 60.a6 Kxb6 61.a7 Lb4 62.Kc4 La5 63.Th8 Kxa7 64.Txh4=] 58…Le7 59.Tf5+ Ka6 60.Kxd4 Lb4 61.Tf6 h4 62.Kc4 Lxa5 63.Kc5 h3 64.Th6 ½-½

Schlussstellung: Remis
Schlussstellung: Remis

Wolfsburg: Partienachlese (1)

Brett 7: Bergmeier, Olaf – Degen, Wladimir nach 19.De3

Diagramm 1

Für die ersten 19 Züge hatte ich bereits rund 1:45 Stunden meiner Bedenkzeit verbraten, ohne das Geschehen auch nur halbwegs zu durchschauen. Wladimir Degen spielte die Partie bis hierhin und ab dem 22. Zug tadellos – Respekt, er gewann hochverdient! Aber: Ausgehend von der Diagrammstellung tappt auch er für ein paar Züge im Dunkeln, was mir im 21. Zug gar den vollen, danach längere Zeit den halben Punkt auf dem Präsentierteller anreicht: 19….Dxb2 20.Sc4 Wie so oft, stellt sich der Bauer b2 als reichlich vergiftet heraus. Die schwarze Dame hat kaum sinnvolle Rückzugsmöglichkeiten. Fritz empfiehlt 20….Db5, aber welches Wesen aus Fleisch und Blut stellt seine Teuerste freiwillig in einen solchen Springerabzug? Eher drängt sich 20….Df6 auf, doch nach 21.Se5 droht Weiß nicht nur Sd7, sondern hat mit g4 oder Tc7 auch freundliche Angriffsoptionen, die den Minusbauern allemal aufwiegen sollten. Dennoch war Df6 hier das deutlich kleinere Übel – der Partiezug 20….Da2?? bedeutet Matchball für Weiß!

Tags zuvor war ich über www.sochi2014.fide.com gerade Augenzeuge geworden, wie Magnus Carlsen den Bockzug Kd2 fabrizierte und Vishy Anand die Riesenchance mit dem Bauernzug a4 dramatisch verpasste. Meine Güte, Sxe5 sieht doch jeder, so oder ähnlich dachten wohl viele. Nun, liebe Freunde des gepflegten Blunders, hier ist mal wieder die Gelegenheit: Wie nutzt Weiß am Zug in der Diagrammstellung den schwarzen Fehlgriff aus?

Diagramm 2

21.g4? Versemmelt! A tempo gespielt, ich hatte ja nur noch wenig Zeit… Aber ehrlich gesagt: Auf 21.Ld1!+–  wäre ich vermutlich auch bei deutlich längerem Nachdenken kaum gekommen. Es droht Lb3 nebst Damenverlust, was Schwarz nur durch Figurenopfer verhindern kann, z.B. 21….Lxa3 oder 21….Tc8 22.Lb3 Lc5 23.Dxc5 Txc5 24.Lxa2 b5 25.Td1 g5 26.Se3 gxf4 27.Sxf5 Txf5, jeweils mit weißer Gewinnstellung. Jaja, immer schön alle Kandidatenzüge finden! Nun, äh… Meine Chancen als nächster Herausforderer des Weltmeisters muss ich wohl noch einmal neu überdenken, fürchte ich. Immerhin, einen Vorteil hat das Dasein in den Niederungen: Während Carlsen und Anand ihre Fehlgriffe sofort bemerkten und letzterer fortan fast schon im Schockzustand agierte, ahnten hier beide Akteure quasi: nix und hatten ungeachtet des Ausgangs ihren Spaß am Fortgang der Partie. Es folgte: 21…Lb1? 21…Lc2 sieht auch verdächtig aus, gefällt Fritz aber besser. 22.f5 Erneut ging 22.Ld1, aber jetzt hätte Schwarz – wenn er sie denn findet! – die Riposte 22….Lh4! 23.Lb3 Lxf2+ 24.Dxf2 Dxb3 25.Sd2 Dxa3 26.Txb1. Der Partiezug ist in diesem Fall wohl die bessere Wahl. 22…b5 Der Wolfsburger schlug später die Alternative 22…Lc5!? vor. Die Aussichten nach 23.Dxc5 Dxe2 24.Txb1 Dxg4+ 25.Kf1 Dh3+ 26.Ke2 Td8 27.Se3 Dh5+ 28.Ke1 Dxh2 kann ich schlecht einschätzen.

Diagramm 3

23.fxe6! Lg6! Für einen Moment zeigen sich mal beide Akteure der Stellung gewachsen. Hier ging 23…bxc4? nicht wegen 24.exf7+ Txf7 25.Lxc4 Db2 26.Te1+–, interessant war aber noch 23…f5?! mit der relativ forcierten Folge 24.Sb6 Le4 25.Sc8 Lxa3 26.e7 Te8 27.Td1 Lxe7 28.Sxe7+ Txe7 29.f3 De6 30.fxe4 Dxe4 (30…fxe4 31.Dc5 e3 32.Td6 Df7) 31.Td8+ Kf7 32.Df2 g6 33.Lf3. Die weiße Mehrfigur wird kaum zum Gewinn reichen, aber der halbe Punkt scheint sicher. 24.exf7+ Lxf7 24…Txf7? 25.Se5 Dxa3 26.Sxf7 Dxe3 27.fxe3 Lxf7 28.Tc8+ Lf8 29.Ta8 b4 30.Txa6+– 25.Dxe7 bxc4 26.Td1 Fritz schlägt hier ganz ruhig 26.Lf1 vor, wonach Schwarz nicht so viel hat – z.B. scheitert 26….Te8?? direkt an 27.Dxe8++–. Aus praktischen Gesichtspunkten (knappe Zeit!) war 26.Td1 dennoch richtig, um die Ereignisse zu forcieren und wenn schon keinen vollen, dann zumindest per Dauerschach einen halben Punkt mitzunehmen. 26…h6! Hier hatte Schwarz wenig Auswahl, um Td8 zu parieren.

Diagramm 4

27.Lf3 In den Analysen nach der Partie als möglicher Verlustzug kritisiert, doch der kommt erst später… Trotzdem: Stärker war hier 27.Td7!, was Schwarz erneut wenig Optionen lässt: 27….c3 (27…Db1+?! 28.Kg2; 27…Db3 28.Tc7 Db1+ 29.Lf1 unklar) 28.Td8 Txd8 29.Dxd8+ Kh7 30.Ld3+ g6 31.Df6 Db3 und nun der entscheidende, von mir übersehene Remisbringer: 32.Lc2!. Dass der Partiezug Lf3 auch seinen Sinn hat, zeigt sich bei einem Blick auf die andere naheliegende Alternative: 27.Td8 Txd8 28.Dxd8+ Kh7 29.De7 Da1+ 30.Kg2 (30.Lf1 Lg6–+) 30…Ld5+ 31.Lf3 (31.f3 Dd4 32.Kg3 c3 33.Dd7 De5+ 34.Kf2 unklar) 31…Dd4 32.Kg3 Lxf3 (32…Dd3 33.De3) 33.Kxf3 c3 34.De2 ebenfalls unklar. 27…c3 28.Td8 Db1+! 29.Kg2 Txd8 30.Dxd8+ Kh7 31.Dc7 Db3 32.Le4+ Lg6 33.Lxg6+ Kxg6 34.Dd6+  Oder 34.Dc6+ Kf7 35.Dd7+ Kf6 36.Df5+ (36.Dd6+ De6 37.Dd4+ De5 38.Dc4) 36…Ke7 37.De5+ Kd7! 38.Dxg7+ Kc6 39.Dxh6+ Kb5 40.Dh5+ Ka4 41.Dc5 Db7+ 34…Kh7 35.Dd3+ Kh8

Diagramm 5

In all diesen Abwicklungen führen viele Wege zum Remis. Bloß nicht mein folgender Partiezug: 36.Dd8+?? Schmeiß weg! 36.Dxa6! c2 (36…Dd5+ 37.f3 Dd2+ (37…Kh7 38.De2 Dd2 39.Kf2 Db2 40.Ke3 c2 41.Dd3+ mit Remis) 38.Kg3 c2 39.Dc8+ Kh7 40.Df5+ und Dauerschach. 36…Dg8 –+ 37.Dc7 Dd5+ 38.Kg3 38.f3 Dd2+ 39.Kf1 Dd3+ 40.Kf2 c2 41.Db8+ Kh7 42.Df4 Kg8 43.h4 (43.Db8+ Kf7) 43…Dc3 38…Dd3+ 39.Kf4? Danach ist es völlig hinüber, aber auch 39.Kg2 De4+ 40.f3 Dd3 41.Kg3 c2 42.h4 Dd1 43.Dc8+ Kh7 44.Df5+ Kg8 45.De6+ Kf8–+ reicht nicht mehr. 39…c2 40.Dc8+ Kh7 41.Ke5 De2+ 42.Kd4 Dd2+ 43.Ke4 c1D Die folgenden Racheschachs hätte ich mir schon sparen können, aber was soll‘s: 44.Df5+ Kg8 45.De6+ Kf8 46.Df5+ Ke7 47.De5+ Kd8 0–1

Fazit: Die Partie war jetzt nicht gerade ein Ruhmesblatt für mich – gefallen hat sie mir trotzdem, wie auch der ganze Mannschaftskampf viel geboten hat, siehe den Bericht von Gerhard. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie sich ein solcher trüber Novembersonntag besser gestalten ließe – kleiner Wink an den einen oder anderen (?) aus unserer Ersten, der vielleicht, also rein eventuell, an meiner Stelle hätte spielen können!

 

 

 

Um 16:30 Uhr war der Sieg perfekt

Die Nachricht über unseren grandiosen Sieg in Wolfsburg hat sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet. Bevor ich darauf zu sprechen komme, möchte ich den Hamelnern zu ihrem 1. Sieg gratulieren und die Salzgitteraner trösten. Nur Gerhard Kaiser bereitet mir Sorgen. In Bergen war er unbesiegbar, in der Landesliga macht er derzeit den Yannick des Vorjahrs.

Aus Krankheitsgründen musste die 1. Mannschaft im letzten Moment umgebaut werden. Dass unser Kapitän nicht zur Verfügung stand, war länger bekannt. Von der Krankheit eines  Wolfsburgers konnten wir indes profitieren. Arthur gewann am 2. Brett kampflos. Das war der Auftakt zu einem ungemein spannenden Mannschaftskampf, der folgendermaßen ablief:

SC Wolfsburg – SF Hannover / Landesliga Süd am 16.11.2014

0-1 Brett 2 Dr. Joachim Schmidt-Brauns -+ Arthur Kölle

Solch einen Punkt nimmt man gern mit, wobei Arthur lieber gespielt hätte. Er fühlte sich stark!

0,5 – 1,5 Brett 5 Gerhard Streich ½ Dieter Jentsch

Dieter Jentsch ist auf der Höhe
Dieter Jentsch ist auf der Höhe

Nach 13 Zügen bot mir Dieter Remis an. Da ich den Eindruck hatte, dass dies eine freundschaftliche Geste nach unseren gemeinsamen Erlebnissen in Bergen sei, nahm ich das Remisangebot an. Glücklich war ich nicht darüber, zumal mir die Stellung gefiel. Die Partie endete dort, wo auch die Eröffnungstheorie zu Ende ist.

 

1,5 – 1,5 Brett 1 Thomas Kaimer 0-1 Dr. Thomas Hänsel

Toms Springeropfer auf f7 war anscheinend zu optimistisch, wobei ich das spontan auch gewagt hätte. Nach einigem Geplänkel und weiteren Figurenopfern konnte Schwarz seinen Materialvorteil ummünzen.

2,5 – 1,5 Brett 7 Olaf Bergmeier 0-1 Wladimir Degen

Nach wissenschaftlicher Auswertung seiner Partie spricht Olaf von Schachblindheit à la Carlsen und Anand. Soll heißen: Olaf konnte gewinnen. Einzelheiten werden nachgereicht.

2,5 – 2,5 Brett 3 Bernd Fritze 1-0 Steffen Urban

Bernd stand meines Erachtens gut, aber sein Damengewinn für einen Turm war wohl eher der Unaufmerksamkeit seines Gegners geschuldet. Der Sieg war wenig später besiegelt.

3,0 – 3,0 Brett 8 Dr. Gerd Rapin ½ Fredrik Polenz

Die Partie hatten wir schon früh auf der Habenseite gebucht. Auf dem Königsflügel gab es eine Bauernstruktur, die sich neutralisierte, auf dem Damenflügel hatte Fredrik das Sagen. Seine Schwerfiguren drückten auf die weißen Bauern, die sein Gegner mühsam verteidigen musste. Fredrik konnte seine Stellung ständig verbessern und einen Bauern gewinnen. Da sich sein Gegner geschickt verteidigte, war der Gewinnweg nicht so einfach. Den fanden wir erst im Nachhinein bei der Analyse. Die Partie endete remis, was einer kleinen Ernüchterung gleichkam.

3,0 – 4,0 Brett 6 Arnold Loewner 0-1 Dr. Martin Ploog

Ein großmeisterlicher Sieg! Im Mittelspiel hatte Martin einen Bauern erobert. Genauer gesagt, war es nur ein halber, weil Doppelbauer. Erst wurden sämtliche Schwerfiguren getauscht, dann sämtliche Leichtfiguren bis auf einen Springer der weißen Partei und einen Läufer der schwarzen Partei. Auf dem Königsflügel standen sich 3 weiße und 4 schwarze Bauern gegenüber, auf dem Damenflügel war das Verhältnis 2:2. Die klassische Frage in Endspielen, ob der Läufer einem Springer überlegen sei, konnte Martin eindrucksvoll beantworten. Sein minimaler Vorteil wuchs von Mal zu Mal, und so mündete die Partie in einem reinen Bauernendspiel, das für Martin leicht gewonnen war. Aber der Weg dorthin war eine eindrucksvolle Demonstration seiner Spielstärke.

Ein Unentschieden im Mannschaftskampf hatten wir jetzt in der Tasche. Aber wir wollten mehr. Die ganze Verantwortung lag nun allein bei Dennie. Und der hatte eine verdammt komplizierte Stellung.

3,5 – 4,5 Brett 4 Marcel Keßler ½ Dennie Ackermann

Das Mittelspiel war ein Spektakel mit Fesselungen und Gegenfesselungen. Beide Könige standen exponiert. Wer auf Gewinn stand, war schwer auszumachen. Mir gefiel Dennies Stellung besser, und ich glaubte als Kiebitz, dass er gewinnen konnte. Als sich der Pulverdampf verzogen hatte, waren Dennie zwei Läufer gegen zwei Türme verblieben. Dennie hatte jedoch zwei Trümpfe in der Hand: Ein Freibauern-Paar im Zentrum und die Fesselung eines Turms. Das war die Ausgangsstellung für weitere 90 Minuten, die mit der quälenden Frage verbunden waren: Kann Dennie eine Niederlage abwenden? Dennie kämpfte bravourös und erreichte am Ende mit einem Läufer und dem b-Bauern gegen einen Turm eine Stellung, die Weiß nicht gewinnen konnte. 16:30 Uhr. Remis! – Ob in dieser Partie alles mit „rechten Dingen“ zuging, darf bezweifelt werden. Ich hoffe, dass wir von Dennie noch eine Auswertung bekommen.

Unser Sieg in Wolfsburg war zwar knapp, aber mit dem Adjektiv „glücklich“ würde ich ihn nicht bezeichnen, dafür haben wir mindestens in zwei Partien (Olaf+Fredrik) etwas liegen lassen. Nach zwei Siegen in der Landesliga sieht die Welt für uns rosiger aus. Gleichwohl liegt alles dicht beieinander. Die Saison 2014/15 verspricht weiterhin viel Spannung.

Der Aufstiegsfavorit setzt sich durch

Die Zweite musste am Sonntag zum Aufstiegsfavoriten nach Rinteln reisen. In den historischen Gemäuern des Prinzenhofs, wie ihr sicherlich alle wisst, errichtet um 1565 von der Familie von Münchhausen, jetzt im Besitz der Sparkasse Schaumburg, trafen wir auf die erste Mannschaft des SK Rinteln. Nachdem sie in der vergangenen Runde ohne ihre beiden Spitzenbretter verloren hatten, gingen sie gegen uns kein Risiko ein. Mit beidseitiger „voller Kapelle“ nahmen wir den Kampf auf.

Es fing gut für uns an, Ariz Lahimi (das ist die FIDE-Schreibweise), DWZ 2233, ELO 2094, stellt im 8. Zug einzügig einen Springer ein und versuchte dann vergeblich noch Verwirrung zu stiften. Andreas ließ sich nicht beirren, das ist die Schlussstellung:

andreas

Torsten konnte mit Weiss nichts aus der Eröffnung herausholen und willigte ins Remis ein. Ich hatte in meiner Partie auf die Rochade verzichtet und versuchte meinen Gegner auszulavieren. Dies gelang dann schlussendlich auch. In folgender Stellung spielte er 17. … Lg7? und tauschte freiwillig seinen guten Läufer ab. 17. …a6 oder e5 mit gleichem Spiel sieht besser aus.

joerg1

Danach war der Widerstand gebrochen und der Punkt eingefahren. Den Rest der Partie findet Ihr als Kommentar.

Der Zwischenstand macht uns Hoffnung etwas aus Rinteln mitnehmen zu können, doch danach gab es nichts mehr für uns zu holen: Frank wurde ein unkorrektes Figurenopfer zum Verhängnis und von IM Plischki ausgekontert. Achim wurde in seiner passiven Stellung langsam zusammengeschoben und konnte Figurenverlust nicht mehr vermeiden.

Michael kam aus der Eröffnung mit einem leicht schlechteren Endspiel, entschied sich dann aber für den falschen Weg und verlor. Serdar hatte ein Remisangebot abgelehnt, wickelte dann aber in ein verlorenes Bauernendspiel ab. Günter hatte nach guter Eröffnung den Faden verloren und sein Gegner sammelt mit beginnender Zeitnot zu viele Bauern ein. Bei bestem Schachspielwetter (Dauerregen) ging es ohne Punkte zurück nach Hannover.

Klare Niederlage

Was soll man schreiben wenn die Mannschaft 2:6 untergeht und dabei keine einzige Siegpartie gelingt ? Vielleicht ein paar Worte um das Ergebnis besser einordnen zu können:

Heute hatten wir erstmals einen Gegner, der annähern optimal aufgestellt antrat. Wir hingegen traten ohne Doppel-Spitze an, hatten dafür aber hinten sehr guten „Ersatz“ aufgeboten. In Summe passte aber heute gar nichts so richtig zusammen. Peter wurde sehr schnell von seinem gut aufgelegten Gegner überspielt, ich hatte erstmals in meinem Schachleben Kontakt mit „Blackmar-Diemer“ und zerlegte mich übervorsichtig wie ich war quasi selbst. 0:2, 12 Uhr war gerade erreicht.

Udo steuerte nach wilder Eröffnung ein Remis in unklarer Stellung bei bevor Rainer aus einer gedrückten Stellung heraus einen Ausweg über ein Läuferendspiel mit ungleichfarbigen Läufern fand. Ebenfalls in leicht gedrückt Stellung aber sehr sicher erkämpfte sich Uli ein Remis bevor Bernd ebenfalls remisierte. Seine Stellung sah sehr verdächtig aus. Aber wer vermag schon Schmuckis Stellungsbilder zu beurteilen…. Die endgültige Entscheidung brachte dann Hermanns Partie. Gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe hatte er zwischenzeitlich einen Bauern gelassen und verlor in seinem Bemühen einen Angriff auf den gegnerischen König zu organisieren weiteres Material. Den Schlusspunkt setzte dann Andre. Er hatte früh einen Bauern gewonnen, verlor in beiderseitiger Zeitnot dann aber leider den Faden. Am Ende der Zeitnot fand er sich in einem Endspiel mit 2 Minusbauern wieder. Trotz intensiver Bemühungen musste er nach gut 6 Stunden die Partie verloren geben.

Positive Ereignisse heute ? Zumindest von der 3ten Mannschaft kann ich heute leider nichts berichten. Allerdings war die Siegpartie von Phillip Eggers am 1.Brett der 4ten Mannschaft stark. 4,5 : 3,5 gewonnen, ein sauber behandeltes Turmendspiel brachte die Entscheidung, Glückwunsch !

Noch’n 70. Geburtstag

Eine wahre Geschichte. Mai 1963. Ein junger Mann wird Mitglied bei den Schachfreunden Badenstedt. Er ist 18 Jahre alt. Es ist eine Zeit des Umbruchs, doch dauert es noch 5 Jahre, bis die 68er von sich reden machen. Gerade ist das Zweite Deutsche Fernsehen auf Sendung gegangen. In schwarz-weiß versteht sich; um 23:30 Uhr ist Sendeschluss. Die Fußball-Bundesliga spielt ihre 1. Saison. Timo Konietzka schießt für Dortmund das 1. Tor in der 1. Minute gegen Werder Bremen. Der FC Bayern München muss zunächst draußen bleiben. Feindbilder gibt es dennoch genug. Der Kalte Krieg läuft auf Hochtouren. Der Alltag ist überschaubar. Die Beseitigung einer Laufmasche kostet 5 Pfennig und ein Liter Benzin 59 Pfennig. „Coffee to go“ ist noch nicht erfunden, dafür hängt am Christbaum mehr Lametta.

Dieser junge Mann merkt recht bald, dass ihm das Organisieren besser liegt als das Schachspielen. Alsbald beginnt seine beispiellose Karriere als Schachfunktionär. Er ist kein Revoluzzer, sondern ein behutsamer Reformer, der auf eloquente Weise seine Ideen durchsetzt. Meistens, jedenfalls. Doch dazu später mehr. – 1964 betrete ich die Badenstedter Schachbühne. 15 Jahre bin ich alt und damit das jüngste Mitglied. Heute bin ich fast das älteste, aber das nur nebenbei. Die folgenden zwei Dekaden sind von vielen Gemeinsamkeiten geprägt. Nach meiner unfreiwilligen Bundeswehrzeit zog ich als Junggeselle nach Anderten in meine erste eigene Wohnung. Einen Steinwurf entfernt wohnten er und Wolfgang Rosin. Beide hatten jung geheiratet. Ob es am jeweiligen Nachwuchs lag, weiß ich nicht. Es war eine intensive Zeit der Selbstfindung mit zahlreichen Diskussionen über Gott und die Welt. Unser Schachverein war das Bindeglied. Alle profitierten davon. Ein gemeinsamer Kurzurlaub in Damp 2000 mit mehreren Schachfreunden nebst Lebensgefährtinnen ist ein Beleg dafür. Ein anderer Beleg ist die folgende Anekdote.

Es war ein Abend im Jahr 1973. Als ich gegen 20:00 Uhr nach Hause kam, wollte ich zum Abendbrot ein Hühnerei verspeisen. Ich setzte einen mit Wasser gefüllten Kochtopf auf die Elektroherdplatte, legte ein Ei hinein und drehte den Schalter auf die Höchststufe. Plötzlich klingelte das Telefon. Er war dran: „Wir müssen über Schach reden. Kannst du gleich zu mir kommen?“ Ich folgte prompt, machte die Küchentür zu und ging zu ihm hinüber. Das Ei hatte ich vergessen. Gegen 23:00 Uhr kam ich zurück und legte mich gleich ins Bett. Als ich am nächsten Morgen die Küche betrat, dachte ich, mich trifft der Schlag. Herdplatte und Kochtopf glühten feuerrot wie der Krater des Ätnas während einer Eruption. Das Ei war explodiert und hatte sich in tausend Stücke an Decke und Wänden verteilt. – Der Schaden war gering. Mein Aussetzer bleibt indes unvergessen.

Die Odyssee, die unser Schachverein notgedrungen mitmachte, führte zu Fragen nach der Ausrichtung. Fusion mit den Vereinen x oder y? Spiellokal im Raschplatzpavillon oder in einer Kneipe? Er konnte sich nicht durchsetzen und nahm dies zum Anlass, zu unserem Erzrivalen, dem Hannoverschen Schachklub, zu wechseln. Wenn man weiß, welche Hassliebe unsere beiden Vereine damals verband, war das ein krasser Schritt. – Das über 100-Jährige Flaggschiff HSK gibt es in der ursprünglichen Form nicht mehr. Mein Verein hat sich seine Identität trotz struktureller Veränderungen jedoch bewahrt. Wie Schiffbrüchige haben wir die Schachvereinigung auf unser Floß gezogen und dümpeln seitdem gemeinsam auf den Wattenmeeren der Schachwelt, wohlwissend, dass überall Untiefen drohen.

Anfang der 80er Jahre trennten sich unsere Wege. Seine Karriere als Schachfunktionär nahm Fahrt auf und führte ihn bis an die Schaltstellen des Deutschen Schachbunds. Folgende Auflistung, die vermutlich Lücken hat, zeigt seine verschiedenen Ämter, die er ihm Laufe der Zeit inne hatte und zum Teil noch hat.

•    Spielleiter Schachfreunde Badenstedt
•    1. Vorsitzender Schachfreunde Badenstedt
•    Spielleiter Niedersächsischer Schachverband
•    2. Vorsitzender Niedersächsischer Schachverband
•    1. Vorsitzender Niedersächsischer Schachverband
•    1. Vorsitzender Hannoverscher Schachklub
•    Schatzmeister Deutscher Schachbund
•    Vizepräsident Deutscher Schachbund
•    Geschäftsführer Wirtschaftsdienst GmbH des Deutschen Schachbunds
•    1. Vorsitzender Schachzentrum Bemerode

Als Dank für seinen unermüdlichen Einsatz wurde er zum Ehrenmitglied des Deutschen Schachbunds ernannt. Er wurde am 12.11.1944 geboren. Es ist der Jahrgang von Helmut Reefschläger, Martin Kind, Peter Brunotte und Anton Schlecker. Jetzt erfahrt ihr die Auflösung meiner „wahren Geschichte“ (analog Klassik Radio). Der Mann, der 1963 in unseren Schachklub eintrat, heißt: Heinz-Jürgen Gieseke.

Heinz-Jürgen ist überrascht: „Ja, is‘ denn heut‘ scho‘ Weihnachten?“
Heinz-Jürgen ist überrascht: „Ja, is‘ denn heut‘ scho‘ Weihnachten?“

Nein. Gerhard wünscht Dir zu Deinem 70. Geburtstag alles Gute!

14.09.2014 Entdeckertag in Hannover

Ja. 5 Jahre später: Gerhard wünscht Dir zu Deinem 75. Geburtstag alles Gute!