Ein bisschen Vereinsgeschichte

„My Spiellokal is my castle.” Diese Spruchweisheit kennt jeder. Bis zum Millennium waren wir jedoch die Nomaden unter den deutschen Schachvereinen. Bevor die Schachfreunde Hannover im Jahr 2001 mit der Schachvereinigung fusionierten, gab es eine einzigartige Odyssee. Nach meinem Beitritt vor 50 Jahren stellte sich diese wie folgt dar:

1964-1965      Gaststätte Minten, Davenstedter Straße, Davenstedt

1965-1966      Gaststätte Linke, Lenther Straße 18, Badenstedt

1966-1972      Gaststätte Minten, Davenstedter Straße, Davenstedt

1972-1975      Gaststätte zur Linde, Altes Dorf, Davenstedt

1976-1977      Ihme Bowling, Ihme Zentrum, Spinnereistraße, Linden

1977                Freizeitheim Vahrenwald, Vahrenwalder Straße, Vahrenwald

1978-1981      Raschplatz-Pavillon, Lister Meile, Hannover-Mitte

1981-1982      Gaststätte Glenewinkel, Köthnerholzweg/Grotestraße, Linden

1982-1984      Turn Klubb Hannover, Maschstraße 16, Hannover-Mitte

1984-1990      Haus der Jugend, Maschstraße 22, Hannover-Mitte

1985-1986      Sporthaus am Kanal, Oisseler Straße, Anderten (im Wechsel)

1990-1991      Freizeitheim Linden, Windheimstraße, Linden

1991-1996      Kulturzentrum Faust, Wilhelm-Bluhm-Straße, Linden

1996-1998      Clubhaus, TSV Viktoria Linden, Fösseweg, Linden

seit 1999         Freizeitheim Linden, Windheimstraße, Linden

Die Jahreszahlen sind ohne Gewähr. Jeder der 15 Umzüge war mit Emotionen verbunden. Mal mehr, mal weniger. Entweder gefiel uns Schachfreunden das Spiellokal nicht, oder den Betreibern des Spiellokals gefielen die Schachfreunde nicht. Waren die Betreiber Gastwirte, war das Ende mangels Umsatz nach kurzer Zeit absehbar. Da halfen auch keine Heizkostenzuschüsse. Bis zu unserem Umzug ins Ihme-Zentrum hießen wir „Schachfreunde Badenstedt“. Die Ortsveränderung veranlasste uns, den Namen unserer Landeshauptstadt anzufügen. „SFB Hannover“ nannte sich kurzzeitig unser Verein. Die Namensgleichheit mit dem Sender Freies Berlin, die räumliche Trennung vom Stadtteil Badenstedt und der hohe sportliche Anspruch waren Gründe genug, den bis heute geltenden Namen „Schachfreunde Hannover“ anzunehmen.

Die Jugendarbeit war meistens ein heikles Thema. Trotz verschiedener Anläufe war diese nur selten von Erfolg gekrönt. Als wir 1981 vom Raschplatz-Pavillon in die Gaststätte „Glenewinkel“ wechselten, schrieb unser damaliger 2. Vorsitzender Erwin Kusche erbost: „Die Jugendarbeit sehe ich im Glenewinkel auf dem Tiefpunkt.“ 1990 wurden wir sogar aus dem „Haus der Jugend“ geworfen, weil es keinen einzigen Jugendlichen gab. Dank des Engagements von Dieter Jakob gehören derzeit rund 20 Jugendliche unserem Verein an. Dass die Kontinuität seiner Arbeit indes gefährdet ist, hat unsere diesjährige Jahreshauptversammlung gezeigt.

Am besten hat es mir im Raschplatz-Pavillon gefallen. Der größte Irrtum war meines Erachtens der Versuch, sich mit Rugby-Spielern unter einem Dach aufzuhalten. Mit dem Freizeitheim Linden haben wir nun eine Heimat gefunden, die uns seit 15 Jahren niemand streitig macht. Dort ist nicht alles optimal, aber wir können zufrieden sein. Wie schwierig es ist, für jeden Zweck geeignete Räume mieten zu können, hat der letzte Mannschaftskampf unserer Dritten gezeigt. Es bedarf also ständiger Anstrengungen, für unsere bescheidenen Ansprüche ein gemütliches Ambiente zu finden.

Sauerstoff hilft!

Nach einem ordentlichen Spaziergang vor der Partie und der damit verbundenen Sauerstoffzufuhr habe ich endlich einmal einen Sieg eingefahren, bevor  die Schlafmützigkeit bei mir Oberwasser bekam.

Die folgendende kritische Stellung ereignete sich nach dem 19. Zug von  Schwarz:-

AK-Meesen_nach_S19

Arthur Koelle- Max Meesen   Hannover 2014   Stellung nach 19…..Lb6

 

In einer vorher ausgeglichenen Stellung hat es Schwarz versäumt, seinen König in Sicherheit zu bringen und Weiss ergreift jetzt die Initiative.

Wie, kann man in der Partie sehen.

 

Verflixt, verflaxt, verfluxt!

Die gute Nachricht vorweg: Manfred Hermann hat unseren Blog gelobt. Die schlechte Nachricht: „Es ist zum Kotzen!“ Uns will in dieser Saison einfach nichts gelingen. Ich mache dabei keine Ausnahme. Wenn du dreißig Züge lang besser und am Ende mit leeren Händen dastehst, fühlst du dich von deinen Endorphinen im Stich gelassen. Oder waren es die bösen Geister? Bevor ich mit denen abrechne, zeige ich euch meine Partie gegen den Schachfreund Bürckner vom SK Union Oldenburg.

Streich, Gerhard (2164) – Bürckner, Hartmut (2158) [A40]

SFH-SK Union Oldenburg, Oberliga Nord (7) 23.02.2014

1.Sf3 g6 2.d4 Lg7 3.c4 e6 Bereits an dieser Stelle endet die Theorie. Ich taufe die Eröffnung auf „Oldenburger Kohl und Pinkel“. 4.Sc3 Se7 5.Lf4 d6 6.Dd2 h6 7.h3 Sd7 8.e4 b6 9.Le2 Lb7 10.0-0 g5 11.Lh2 Sg6 12.Tfd1 g4?! 

Streich-Brückner 12. Zug13.hxg4 Sf6 14.Dc2 [14.d5 Sxg4 15.Lg3 h5 16.dxe6 fxe6 17.c5 bxc5 18.Lb5+ Ke7±; 14.c5 Sxg4 15.Lg3 dxc5 16.dxc5 Dxd2 17.Sxd2 S4e5 18.Sb5±] 14…Sxg4 15.Da4+ Ursprünglich wollte ich Lg3 spielen, wusste aber nicht, was sich nach dem Bauernvorstoß h6-h5-h4 ergibt. Es wäre eine phantastische Variante geworden, wie folgendes Abspiel beweist: [15.Lg3 h5 16.c5 h4 17.Sxh4 Txh4 18.cxd6 cxd6 19.Sb5 Tc8 20.Da4 Kf8 21.Sxd6 Sf4 22.Lxg4 Txg4 23.Lxf4 Txf4 24.Sxb7 De7 25.Dxa7 Txe4 26.Dxb6 Tb8 27.Dc5 Lxd4 (27…Txb7? 28.Dc8+ De8 29.Dxb7+-) 28.Dxe7+ Kxe7 29.Sa5 Tc8+=] 15…Kf8 16.c5 Sxh2 17.Kxh2 Sh4 18.Kg1 Tg8 19.cxd6 [Mit c6 hätte ich Schwarz einschnüren können, aber eine offene Stellung erschien mit chancenreicher. 19.c6 Sxf3+ 20.Lxf3 Lc8 21.e5±] 19…Sxf3+ 20.Lxf3 cxd6 21.Tac1 a6 22.Da3 Lf6 23.Se2 Le7 24.d5 exd5 25.exd5 Tg5
Streich-Brückner 25. ZugAn dieser Stelle fühlte ich mich pudelwohl. Am besten hätte ich meinen Raumvorteil mit 26. Sd4 und der Absicht Sc6 ausbauen können. Dazu hätte ich folgende Variante sehen müssen: [26.Sd4! Lxd5? 27.Lxd5 Txd5 28.Df3 droht Se6+ oder Sc6 28…Txd4 29.Txd4+-] 26.Sg3Tc8 27.b4 [27.Txc8 Lxc8 28.De3] 27…Te5 28.Dd3 Lg5 29.Txc8 Lxc8 30.Dc4?! [30.Dh7 Df6 31.Se4 Df5 32.Dh8+ Ke7 33.a4 Kd7 34.Td4 Ke7 35.Tc4 Ld7 36.Db8 Dg6 37.Dxb6 Txd5 38.Tc7 Te5 39.Dxa6±] 30…Lb7 31.Le4?! Mit der Absicht, meinen Springer auf f5 zu platzieren, doch mit einem Damenschwenk kann Schwarz kontern. [besser 31.Dc2 Kg8 32.Sf5 b5] 31…Dc8! 32.Dd4 [32.Dd3 Dg4] 32…Dg4 33.Dd3? Zum ersten Mal verpasst mir Deep Fritz ein Minuszeichen. Irgendwie habe ich den Faden verloren, aber auch Schwarz findet nicht den stärksten Zug. [33.Tf1 Lxd5 34.Dxb6 Lxe4 35.Dxd6+ Te7 36.Sxe4 Dxe4 37.f4 unklar]
Streich-Brückner 33. Zug33…Lf4? [Der Läufer gehört auf die andere Seite: 33…Lh4! 34.Lf3 Dxb4 -+] 34.Lf3 Dh4 35.Sf1 Schon bin ich wieder im Plus. 35…Lg5 36.a3 [Oder:  36.Dc3 Ld8 37.Se3 Tg5 38.g3 Lf6 39.Dd2 Ld8 40.Lg2 Dh5=] 36…b5 37.Dh7 Ld8 38.g3? Langsam befinde ich mich auf der Verliererstraße. 38…Df6 39.Kg2 Tf5 40.Sh2? [Rettung versprach: 40.Sd2! Lxd5 41.Lxd5 Txd5 42.Se4 De6 43.Th1÷] 40…h5 41.g4? [41.Td4! Bei knapper Bedenkzeit finde ich in der komplizierten Stellung nicht die stärksten Züge. 41…Lb6 42.Th4 Lxd5 43.Lxd5 Txf2+ (43…Txd5 44.Tf4±) 44.Kh3+-] 41…Tg5 Jetzt stehe ich erstmals richtig auf Verlust. Deep Fritz verpasst mir ein Minus von 2,0. 42.De4 Lb6 43.Td2 Kg8? [43…Kg7-+] 44.Kg3 Te5 45.Dd3 Ld8 46.Te2 hxg4?! [46…Dh4+ 47.Kg2 Lf6 48.Tc2 hxg4 49.Sxg4 Tg5-+] 47.Sxg4 Noch wehre ich mich. 47…Dh4+ 48.Kg2 Txe2 49.Dxe2 Kf8 50.De4 Lc8 51.Df4 [51.Se3 Lh3+ 52.Kg1 Dxe4 53.Lxe4 Lf6-+] 51…Le7 52.Le2 f5 53.f3 Dg5!
Streich-Brückner 53. ZugNach dem erzwungenen Damentausch ist das Endspiel für mich verloren. Den Nachweis wollte ich meinem Gegner ersparen. 0-1

Es war eine spannende Partie auf gutem Oberliga-Niveau. Dennoch musste ich am Ende auf beiden Seiten mehr Fragezeichen verteilen, als ich ursprünglich glaubte. Natürlich bin ich über den Partieausgang enttäuscht. Gratulation an meinen Gegner. Er hat nach zweifelhafter Eröffnungsbehandlung seine Chancen genutzt. Ich nicht. Für mich bleibt die Hoffnung, dass sich mein Durchblick erhöht, wenn ich den Arbeitsstress los bin. Derzeit befinde ich mich auf meiner Abschiedstournee. In rund drei Wochen ist Schluss damit. Oh Gott, ich werde Rentner! Sind das nicht die alten Säcke, die man als Jugendlicher nicht ernst genommen hat? – Am späten Samstagabend bin ich von meinem Sylt-Aufenthalt zurückgekehrt. Wie versprochen, habe ich den Nordfriesen beim Austreiben der bösen Geister zugesehen. Es ist zwar makaber, wenn die Strohpuppe (das Petermännchen) in Flammen aufgeht, aber offenbar nutzlos, da böse Schachgeister gegen Feuer immun sind.

Biikebrennen 2014
Biikebrennen 2014

Meine Überschrift stammt übrigens aus „Benjamin Blümchen und die Astrofanten“. Zum Nachspielen der Partie guckt ihr in meinen Kommentar.

Neue Figuren bringen´s nicht…

Mit neuem Spielmaterial sollte heute die positive Wende im Abstiegskampf der Oberliga erreicht werden. Sollte…

Wir trafen auf einen guten und gut eingestellten Gegner, der uns mit einer geschlossenen Teamleistung bezwang. Der Reihe nach… Tom spielte Königsgambit gegen 2…Dh4+ 3.g3 De7, eine aus der Buchreihe SOS (Schach ohne Scheuklappen) empfohlenen Variante und bot in ausgeglichener Stellung Remis. Zu dieser Zeit mussten sich Peter an Brett 1 und Dennie an Brett 5 bereits heftig gegen den Druck ihrer mit Weiß nach vorn spielenden Gegner erwehren. Das gelang nur Peter, und auch ihm leider nur temporär – Rückstand. Arthur krönte eine schöne taktische Partie mit einem Matt, dafür verlor Dieter, der eine sehr komplexe Partie mit zahlreichen Ungleichgewichten letztlich nicht aushalten konnte – immer noch Rückstand. Andreas entwickelt sich zum Titelträgerschreck und bleibt recht souverän ungeschlagen. Ich selbst spielte mit Schwarz eine ausgeglichene Eröffnung, übersah im Mittelspiel einen Einschlag, konnte aber wieder gleiches Material erreichen und bekam in leicht schlechterer Stellung ein Remis geboten. Spannend und auf hohem Niveau gestaltete sich die Partie am 8.Brett: Beide Spieler wollten mehr als nur Remis und führten einen regelrechten Grabenkrieg. Ohne direkten Fehler ging auch dieser Punkt nach 5 1/2 Stunden an die Gäste.

Gute Nachricht: Nein, nicht der klare Sieg der Bayern in Hannover, sondern die Niederlagen unserer Konkurrenten im Abstiegsduell. Unsere Chance nach wie vor: Wir haben noch zwei Gegner, mindestens einen müssen wir für den Klassenerhalt bezwingen. Dass dies nicht unmöglich ist, haben wir im Vergleich mit dem aktuellen Tabellenführer bewiesen!

Über Endorphine und böse Geister

In der heutigen Ausgabe der HAZ gibt es einen Artikel mit der Überschrift „Schönheit macht süchtig“. Der Untertitel lautet „Attraktive Frauengesichter wirken auf Männer ähnlich wie Drogen“. Wer hätte das vermutet? Das liegt an den Endorphinen. Zu dieser Erkenntnis konnten nur Psychologen in langen Versuchsreihen kommen. Der normale Mann hat sich stets gefragt: „Was ist mit mir los?“ Das führte nicht selten zu einem verkorksten Leben, denn ein schönes Gesicht hält nicht lebenslänglich. Bekanntlich verblüht Schönheit mit der Zeit, und dann steht Mann mit leeren Händen da. Dergestalt ist es naheliegend, dass sich mancher verzweifelte Mann wünscht, eine Drohne zu sein. Die stirbt nach Begattung der Bienenkönigin.

Warum erzähle ich das? Antwort: Das war ein abschreckendes Beispiel, aber Endorphine können durchaus nützlich sein. Vor allem wenn es um schöne Schachpartien geht. Horst-Peter hat so eine im Jahr 1981 gespielt. Es ging um den Aufstieg zur Regionalliga Nord gegen den SK Union Oldenburg, also den Schachverein, den wir in der Oberliga das nächste Mal zu Gast haben. Horst-Peter hat gewonnen, wir haben gewonnen. Das war sehr schön (für uns). Da Schachpartien nichts von ihrer Schönheit einbüßen, und seien sie noch so alt, möchte ich mit Veröffentlichung dieser Partie das Endorphinsystem unserer ganzen Mannschaft zum Kochen bringen. Es handelt sich um Horst-Peters Original-Kommentar aus dem Jahr 1981.

Dr. Anhalt (SF Hannover) – Rickers (SK Union Oldenburg) [D19]

Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord, 1981

[Kommentar: Horst-Peter Anhalt] 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 dxc4 5.a4 Das sogenannte Tschechische System: Weiß verhindert, daß Schwarz den Gambitbauern mit 5…b5 verteidigt. 5…Lf5 6.e3 e6 7.Lxc4 Lb4 8.0-0 Sbd7 9.De2 0-0 10.e4 Lg6 11.Ld3 Lh5 12.e5 Sd5 13.Se4 Le7 Dieses Abspiel ab 6.e3 heißt Holländische Variante und ist theoretisch weit erforscht. Weiß verfügt über Raumvorteil, besitzt jedoch unbewegliche Zentrumsbauern, während Schwarz eine beengte, aber sichere Stellung aufweist und am Damenflügel aktiv werden kann. Üblich ist jetzt 14.Ld2 c5 15.Sxc5 Sxc5 16.dxc5 Lxc5 17.Tfc1 Le7! mit ausgeglichenen Chancen. 14.Sg3!?
Anhalt-Rickers 14.Zug14…Lg6 15.Lxg6 hxg6 16.Se4 Dc7? Ein schablonenhafter Zug; besser war 16…c5. 17.Lg5 Tfd8 18.Lxe7 Sxe7 19.b4 a5 20.b5 Sb6 Weiß hat die Initiative am Damenflügel übernommen; nach 20…cxb5 21.Dxb5 bleibt der schwarze b-Bauer rückstündig, und die weißen Türme besetzen zuerst die offenen Linien. 21.Tfc1 Sf5 22.Td1 Sd5 23.Tac1 Sb4 24.g4! Die schwarzen Springer stehen zwar zentral und optisch eindrucksvoll, leisten aber nichts für die Verteidigung gegen den weißen Angriff am Königsflügel. 24…Se7 25.Sfg5 Sed5 26.Df3 Te8 27.Dh3 Sf4
Anhalt-Rickers 27.Zug28.Dh7+ Kf8 29.Dh8+ Ke7 30.Dxg7 mit den Drohungen Dxf7+ und Dxf6+ mit Gewinn des schwarzen Sf4 30…Se2+ 31.Kf1 Sxc1 32.Dxf7+ Kd8 33.Sxe6+ Txe6 34.Dxe6 Die schwarze Stellung ist verloren; es droht sowohl einfach 35.Txc1 als auch 35.Dg8+ nebst 36.Dxa8. Schwarz versucht vergeblich, das Spiel durch einen scharfen Gegenangriff zu komplizieren. 34…cxb5 35.Sd6 Dc6 36.d5 Dc2 37.De8+* Kc7 38.De7+
Anhalt-Rickers 38.ZugSchwarz gab auf, weil er das Matt nicht vermeiden kann, z.B. 38…Kb8 [38…Kb6 39.Dxb7+ Kc5 40.Dxb5#] 39.Dxb7# Eine spannende Partie!

*Anmerkung von Gerhard: Einen Tick schneller ging 37.Sf7+ Kc7 38.Dd6+ Kc8 39.Dd8#

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf ein Phänomen hinweisen, und zwar das der „Zufallshäufung“. Horst-Peter hat damals gegen Gerd Rickers gespielt. Rickers war und ist 15 Jahre älter als Horst-Peter. Mittlerweile spielt Rickers beim Fehntjer SK. Das Phänomen, von dem ich spreche, bezieht sich auf den Namen und dessen Varianten. Am letzten Sonntag habe ich in Lüneburg gegen den sympathischen Schachfreund Uwe Rick gespielt, einen Tag später traf ich mich auf Sylt mit einem Bauleiter namens Ricker, eine Woche zuvor hatte ich ein Gespräch mit dem Bauleiter eines Mitbewerbers, dessen Name Rickertsen lautet. Vor ein paar Jahren habe ich für den Reeder Rickmers auf Sylt eine Datscha errichtet. Und jetzt greife ich ins Archiv und ziehe den Namen Rickers. Boah eh!

Zu dieser Zufallshäufung möchte ich eine aktuelle Analogie zum Besten geben: Gestern trainierte ich in meinem Fitnessstudio. Ich saß gerade auf dem Beinstrecker, als mir gegenüber von der Beinpresse jemand zurief. Es war ein ehemaliger Kollege, der unser Büro vor 4 Jahren verlassen hat. „So ein Zufall!“, rief er erstaunt, „vier Jahre lang bin ich keinem Kollegen begegnet, vor einer Woche traf ich Kollegin M., vor zwei Tagen Kollegin C. und jetzt dich!“

Die Mathematiker unter euch haben dafür sicher eine Erklärung. Vielleicht auch für den Zufall, dass meine beiden letzten Partien auf die gleiche Art und Weise endeten, nämlich mit einer Turmschaukel, die zu einer Zugwiederholung führte und mit Schachgeboten verbunden war. Solch eine Konstellation hat man selten auf dem Brett. Und nun zweimal hintereinander!?

Möglicherweise mischen sich Trolle und Geister in unser Leben ein. Die Nordfriesen haben dagegen eine pragmatische Lösung. Sie vertreiben die bösen Geister durch ein Biikebrennen. Das findet jedes Jahr zur gleichen Zeit am 21. Februar statt, also am kommenden Freitagabend. Da unsere Pechsträhne in der Oberliga anhält, werde ich die Gelegenheit nutzen, dem Schauspiel beizuwohnen. Womöglich erwische ich dabei den bösen Geist, der uns das Siegen verwehrt.

Archivbild: Biikebrennen am 21.02.2013 auf Sylt
Archivbild: Biikebrennen am 21.02.2013 auf Sylt

Lüneburg-Hannover

Am Brett 1 hat eine sehr interessante Partie stattgefunden. Reinhard Brodhuhn hat seinen hochrängigen Gegner, GM Falko Bindrich an den Rand einer Niederlage gebracht, allerdings wegen Zeitnot in einer komplizierten Stellung eine stärkere Fortsetzung übersehen.
Hier ist die kritische Stellung:-
Brodhuhn-Bindrich
Reinhard Brodhuhn-GM Falko Bindrich Stellung nach 34….Se6
Hier hat Reinhard nur noch unter 3 Minuten Zeit übrig. Der Blogleser hat sicherlich so viel Zeit, dass ich empfehle, diese Stellung zu analysieren und erst danach die Partie durchzuspielen.

Geht uns auf den letzten Metern doch noch die Luft aus ?

Nach dem 4:4 vom letzten Spieltag, wollten wir heute in Mühlenberg unseren Vorsprung an der Tabellenspitze verteidigen. Zunächst ging es schon mal richtig blöd los, Mischa Kölle tauchte nicht wie verabredet am FZH Linden auf und war leider auch nicht zu erreichen. Mit diesem Ballast im Gepäck machten wir uns aber trotzdem frohen Mutes ans Werk. Zunächst lief auch alles ganz normal, an Brett 2 reichte man sich die Hände, der Rest der Partien sah zu diesem Zeitpunkt schon ganz ordentlich aus. Es folgte ein Remis von Uli in wirklich toter Stellung bevor uns dann die nächste sehr unschöne Überraschung ereilte. Bernd hatte sich in ausgeglichener Stellung für die lange Rochade entschieden und musste sich plötzlich seiner Haut erwehren. Ich dachte er würde es halten, ein weit aufgerückter gegnerischer Bauer brachte dann aber die Entscheidung. Damit lagen wir 1:3 hinten, das sah plötzlich alles gar nicht mehr gut aus. Für etwas Ruhe sorgte Fredi mit einem sehr souveränen Sieg an Brett 1. Damit stand es 2:3, in meiner Partie wähnte ich mich im Vorteil (optisch), Andre war gerade dabei sich einen Vorteil zu erarbeiten und Peters Partie stand auf Messers Schneide. Und ich fürchte genau an dieser Stelle versemmelte ich den möglichen Mannschaftssieg. Ich schätzte meine optischen Vorteile als so stark ein, dass ich einen Randbauern ins Geschäft steckte und anschließend einen Durchbruch im Zentrum versuchte. Besser wäre es gewesen die Brechstange zu Hause zu lassen. Peter gewann nämlich sehr schnell und Andres Vorteil verdichtete sich immer weiter in Richtung Sieg. Und meine Partie ? War nach der eklatanten Fehleinschätzung der Situation nicht mehr zu kitten. Mein Gegner konterte mich locker aus und schob mich dann sauber zusammen – echt bitter. Am Ende rettete Andre uns dann das 4:4 in einem sehr sauber gespielten Leichtfiguren-Endspiel. Fazit: trotz der anfänglichen Widrigkeiten wäre heute mehr drin gewesen. Damit ist unser Vorsprung auf einen Punkt zusammen geschmolzen. Bleibt zu hoffen, dass wir die gute Form der ersten Spieltage in 14 Tagen gegen Wennigsen wiederfinden.

Urkundlich erwähnt

Fußballspielen war von jeher schlauer als Fußballgucken. Als ich noch jung war, gab es unter Schachvereinen mehrere Veranstaltungen jenseits der 64 Felder. Fußballturniere gehörten dazu. Ich möchte euch eine Urkunde vom 31.05.1973 zeigen. Bei einem Fußballturnier in Anderten wurden wir Dritter. Damals waren wir noch die „Schachfreunde Badenstedt“.

Sommerfußball statt Schach
Sommerfußball statt Schach

Die Urkunde haben vier Schachfreunde unterschrieben, deren Namen lange Niedersachsens Schachszene mitgeprägt haben. Gegen alle habe ich mehrmals – auch – Schach gespielt:

Ralf Rache (SV Vahrenwald)

Gerd Reim (SC Tempo Göttingen)

Harry Friedrich (SF Badenstedt)

Wilfried Malcher (SK Anderten)

Die älteren unter euch werden die vier kennen. Nach 41 Jahren ist die Frage berechtigt, was aus ihnen geworden ist. Ralf Rache lebt jetzt in Aachen. Dort ist er als Fachingenieur für Fassaden tätig. Schach spielt er im Aachener Schachverein von 1856. Ich wusste gar nicht, dass es so alte Schachvereine gibt. – Gerd Reim verstarb am 20.10.1997. Er wurde nur 45 Jahre alt. – Harry Friedrich ist ebenfalls jung gestorben. Er starb am 22.07.2004 im Alter von 56 Jahren. Harry machte aus unserem Verein hinaus einen großen Sprung in die Welt der Schachfunktionäre. Er wurde Schatzmeister und Stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Schachbundes. Er war ein bescheidener und liebenswerter Mensch. Auf Chessbase gibt es eine treffende Würdigung seiner: http://de.chessbase.com/post/harry-friedrich-verstorben – Wilfried Malcher ist hoffentlich noch putzmunter. Wenn ich richtig recherchiert habe, spielt er jetzt bei den Königsjägern Süd-West in Berlin. Königsjäger ist ein origineller Vereinsname. Damenjäger wäre womöglich doppeldeutig. – Da kann man doch mal sehen, wozu Urkunden nützlich sind. Sie halten Erinnerungen wach und wecken unsere Neugierde für die Gegenwart.

Wichtiger Sieg Richtung Klassenerhalt

Die Zweite hatte wieder mal verlegt, da ich nächste Woche die Bremer SG in der Oberliga schiedsen werde. Gegner war heute der Tabellenletzte aus Bad Salzdetfurth. Und die hatten mir freundlicher Weise einen freien Sonntag beschert. Mein Gegner und auch Andreas seiner an Brett 2 erschienen heute nicht. Somit stand es früh 2-0 für uns. Und auch an den anderen Bretter sah es soweit gut aus. Serdar versuchte sich im Minoritätsangriff im Damengambit, Günther wurde mit Froms Gambit konfrontiert, Michael spielt sein übliches „Zeug“ gegen e4. Nur Achim stand etwas unbequem, da er mit Weiss das Läuferpaar abgegeben hatte, Torsten war früh aus dem Buch und stand etwas passiv. Günthers Gegner opferte auf der Suche nach Kompensation eine Leichtfigur, wurde jedoch locker abgewehrt und im 20. Zug war die Partie vorbei. Achim verpasste einen zwischenzeitlichen Bauerngewinn, sein Gegner wickelte dann in ein Endspiel mit 2 Türmen gegen Dame und Bauer ab, welches Achim dann mit den beiden Türmen locker remis hielt. Torsten hatte sich befreit und drang mit Dame und Springer in die gegnerische Stellung ein, welches ihm einen Figurengewinn und wenig später den vollen Punkt bescherte. Somit war der Sieg perfekt und auch Michael hat sich befreit und remisierte seine Partie. Schade war dann noch, das Frank an Brett 1 sehenswert mit Turmopfer matt gesetzt wurde. Auch Serdar kam am Ende nicht recht voran und willigte ins Remis ein. Somit haben wir erst einmal 5 Mannschaftspunkte auf dem Konto. In drei Wochen in Salzgitter wird es wohl ein wenig schwerer.